Rentnernepp durch falsche Polizisten
Am Telefon gaben sich dreiste Betrüger im August und September als Polizisten aus und forderten zum Schutz vor angeblichem Einbruch die Herausgabe von Wertsachen. Im Telefondisplay der allesamt älteren Opfer stand die Nummer 00110. Eine Trick, der sich erst in Delmenhorst und anschließend im Landkreis ausgebreitet hat.
„Das ist eine ganz miese Masche“, ärgert sich Kriminalhauptkommissar Reginald Thießen von der Delmenhorster Polizei. Zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Schröter, der im Bereich Kriminalprävention tätig ist, kümmert er sich um die Aufklärung der Betrugsfälle. Auch in der Bevölkerung ist inzwischen hinlänglich bekannt, wie der Trick geht: Ein als Polizist getarnter Anrufer erzählt einem Senioren, in seiner Nachbarschaft sei eingebrochen worden und er oder sie sei als nächstes Opfer auserkoren worden. Daher solle man die Wertsachen gut verstecken.
00110 als Legitimation
Im Laufe des Gesprächs sagt der vermeintliche Polizist, das Verstecken sei doch zu unsicher. Lieber solle der Rentner die Wertsachen in einen Beutel packen und vor die Tür legen. Ein Kollege werde die Sachen in Kürze abholen. Um kein Aufsehen zu erregen, solle sich der Angerufene zudem vom Fenster fernhalten. Als Beweis für seine angebliche Echtheit verweist der Betrüger, der im Gespräch mitunter auch an Kollegen durchstellt, auf die im Telefondisplay gezeigte Nummer 00110. Denn jedes Kind weiß: 110, das ist die Polizei. Doch die angezeigte Nummer ist gefälscht.
Täter agieren perfide
Nun lässt sich zwar trefflich darüber streiten, wie sinnvoll es ist, die eigenen Wertsachen in einem Beutel vor die Haustür zu legen, damit sie jemand abholt. Doch nutzten die Täter die Obrigkeitshörigkeit ältererer Menschen. Zudem spielten sie mit der Angst ihrer Opfer. Und wer schon einmal einen gewieften Telefonverkäufer eines Telekommunikationskonzerns an der Strippe hatte, weiss wie überzeugend Menschen sein können.
Nicht alle Opfer melden sich
Dass so ein Betrug tatsächlich aufgedeckt wird, ist nicht selbstverständlich. „Die Leute ärgern sich über sich selbst und schämen sich“, erklärt Reginald Thießen. Die Folge: Manche Opfer berichten weder der Polizei noch Verwandten von dem Vorfall. Doch das schützt nur die Täter. „Man muss sich nicht darüber ärgern und ist auch nicht das einzige Opfer“, sagt Wolfgang Schröter.
Regional wechselnde Verbreitung
Der Trick scheint regional wechselnd angewandt zu werden. So habe es in Verden 22 Fälle gegeben, ehe der Trick die Stadt Delmenhorst erreichte. Im Anschluss weitete sich die Nummer auf den Landkreis Oldenburg aus. Die Täter scheinen sich selbst auch gut über örtliche Gegebenheiten zu informieren. So verwendeten Sie für ihre Masche neben der 00110 auch die 01559, angelehnt an die tatsächliche Rufnummer der Delmenhorster Polizei 04221/15590. Weitere Infos zum Thema Sicherheit gibt es unter www.polizei-beratung.de oder unter 04221/1559-305.