Foodsharing in Delmenhorst?
WIE LEBENSMITTEL VOR DEM MÜLL GERETTET WERDEN
Viele Städte machen es vor: Übrig gebliebenes Essen wird verschenkt und man stellt sogenannte FairTeiler auf. Foodsharing ist nicht nur sozial, sondern auch ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Bei diesem Trend gibt es in Delmenhorst zwar noch Aufholbedarf, dafür existieren aber Alternativen.
Foodsharing ist ganz groß im Trend. Das Prinzip: Wer noch eine Portion Linsensuppe oder ein paar Tomaten aus dem Garten überhat, postet das einfach online und verschenkt es so an andere oder bringt es zu sogenannten FairTeilern. FairTeiler sind Kühlschränke, die an einem öffentlichen Ort stehen. Dort kann jeder nach Belieben Essen hineinstellen oder sich etwas herausnehmen. So müssen keine Lebensmittel mehr in den Müll wandern. Doch wie sieht das in Delmenhorst aus? Wir haben ein wenig recherchiert und dabei herausgefunden, dass das Foodsharing-Konzept bisher bei sozialen Organisationen eher auf taube Ohren stößt. Dafür haben wir uns eine Alternative etwas näher angeschaut und wurden positiv überrascht.
Kaum Interesse am Thema
Auf die Nachfrage bei einigen sozialen Organisationen, ob sie sich eine Teilnahme am Projekt Foodsharing vorstellen können, ist die Resonanz jedoch ernüchternd. Viele antworten gar nicht oder es gibt ein klares Nein: „Für uns ist dieses interessante Projekt momentan zeitlich nicht realisierbar“, sagt zum Beispiel Michael Pleus vom Deutschen Roten Kreuz.
Keine Kapazitäten im Wollepark-Laden
Die zweite Anlaufstelle ist der Wollepark-Laden „Geben und nehmen“. Hier gilt auch das Prinzip des Teilens, aber es geht nicht um Essen. Stattdessen kann man hier beispielsweise Haushaltswaren oder Spielzeug teilen. Vom Thema Foodsharing ist man aber noch weit entfernt: „Mit den Ehrenamtlichen, die wir haben, können wir keine zusätzlichen Aufgaben bewältigen“, erklärt Kira Dartsch vom Quartiersmanagement Wollepark, „aber man bekommt immer Kaffee und Kekse“, betont sie.
Tafel als gutes Vorbild
Da das Interesse an Foodsharing in Delmenhorst eher klein ist, haben wir uns nach Alternativen umgeschaut und sind prompt fündig geworden: Die Tafel in Düsternort praktiziert im Prinzip genau das, wonach wir suchen. Mit nur einem Unterschied: Das vor dem Wegwerfen bewahrte Essen ist nur für sozial Benachteiligte. Aber auch hier spürt man den Trend: „Wenn Leute in den Urlaub fahren, bringen sie neuerdings ihre Lebensmittel vorbei“, erklärt Walburga Bähre, Vorsitzende der Tafel in Düsternort.
Lebensmitteltüten für 1,50 Euro
Die Lebensmittel werden allerdings größtenteils von Supermärkten gespendet. Wer weniger als 856 Euro verdient, kann bei der Tafel für 1,50 Euro einmal pro Woche mit mehreren Tüten bepackt nach Hause gehen. Für den kleinen Obolus gibt es nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Brot, Kuchen, Joghurt, Kleidung, Drogerieartikel und vieles mehr. Alle Lebensmittel, die dort herausgegeben werden, wären ohne die Tafel im Müll gelandet. Das Prinzip Foodsharing findet Walburga Bähre super: „Das wäre sicherlich ideal für ganz viele Leute!“