Großbrand in Düsternort: Wie geht’s jetzt weiter?
Über die Brandursache wurde mittlerweile bekannt, dass Zigarettenasche der Auslöser für das Feuer war, die aus drei Gebäudekomplexen bestehende Wohnanlage der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft (GSG) ist nach wie vor unbewohnbar. Vor allem die Wohnungen im Dachgeschoss hat es erwischt. Sie sind teilweise komplett ausgebrannt, der Gesamtschaden beläuft sich auf ca. 750.000 Euro. Nach wie vor dürfen die Bewohner ihre Häuser nicht betreten. Damit die Mieter aufgrund der Einsturzgefahr nicht in ihre Wohnungen gelangen, wurde sogar eigens ein Sicherheitsdienst beauftragt, das Gebäude abzusichern. Anscheinend ganz entspannt sitzen einige Bewohner eineinhalb Wochen nach dem Brand vor dem Haus und plaudern. Den Horror, den sie nur wenige Tage zuvor erlebten, scheinen sie verdrängt zu haben. Oder trügt der Schein?
„Ich stand regungslos vor dem Haus“
Den Brand werden viele wohl niemals vergessen können. „Ich war in meiner Wohnung, ganz oben im Dachgeschoss der Hausnummer 115. Ich habe mir Kaffee gekocht und wollte ins Schlafzimmer, mich umziehen für die Arbeit.“ Kevin Klingberg wurde schließlich durch ein lautes Pochen an seiner Tür aufgeschreckt. „Es brennt, alle raus“, schrie sein Nachbar im Treppenhaus. „Jetzt entdeckte auch ich die Rauchentwicklung im Speicher, es knisterte und brutzelte. Schnell habe ich mir mein Handy und das Asthmaspray geschnappt. Für mehr blieb einfach keine Zeit, Hauptsache raus“, erzählte der 21-jährige Veranstaltungstechniker. „Ich stand regungslos vor dem brennenden Haus, musste tatenlos zusehen, mit Tränen in den Augen. Aber wäre mein Nachbar nicht gewesen, hätten viele das ganze hier nicht überlebt“, so Kevin. „Andreas ist unser Held!“
Der „Held der Mieter“
Doch wer ist dieser furchtlose Mieter? Andreas Weiß saß kurz vor der Katastrophe draußen im Garten, genoss das schöne Wetter. „Plötzlich habe ich etwas gerochen und direkt die Rauchwolken im Dachstuhl gesehen.“ Der 47-jährige Maler und Lackierer ließ seinen Becher Kaffee fallen, eilte durch das Treppenhaus, um alle Nachbarn schnellstmöglich zu alarmieren. „Feuer, Feuer“, schrie er, während er mit seinen Fäusten gegen die Haustüren schlug. „Hier wohnen auch Menschen der Lebenshilfe Delmenhorst, die ambulant betreut werden. Hauptsache, es kommen hier alle lebend aus dem Gebäude, zur Not trage ich jeden einzelnen raus“, sagt Weiß. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr habe es keine fünf Minuten gedauert. „Ich war der letzte im Treppenhaus. Schnell bin ich noch in meine Wohnung im Erdgeschoss, um mir ein letztes Andenken zu sichern.“
Solidarität und Hilfe für Geschädigte
Verletzt wurde zum Glück niemand, doch die Gebäude sind stark beschädigt. „Teilweise liegen Dachziegel in den Zimmern, durch die Löscharbeiten kam es zu Wasserschäden, bestätigt Kevin Klingberg. Damit sich die Brandopfer keineswegs im Stich gelassen fühlen, wurde kurz nach dem Brand die Facebook-Gruppe „Hilfe für Brandopfer Düsternortstraße“ eingerichtet. Für Gründerin Nina Scherm, selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, ist Hilfe Ehrensache: „Ich habe keine Sekunde gezögert, etwas für die Brandopfer zu tun. Die Bewohner haben vieles durch den Brand verloren. Mein Anliegen war es, Betroffene und hilfsbereite Menschen zusammenzuführen, um zu erkennen, wer was braucht“, so die 37-jährige Sicherheitsdienstmitarbeiterin. Zudem können sich Spender an das ebenfalls vom Brand betroffene Nachbarschaftsbüro des Diakonischen Werkes wenden, das zur Unterstützung ein Spendenkonto eingerichtet hat. Falls jemand etwas abzugeben hat: Benötigt werden vor allem Einrichtungsgegenstände, Textilien, Schuhe und Möbel.
Brandopfer bekommen neues Zuhause
Auf eine neue Unterkunft können alle Geschädigten hoffen, denn die GSG hat unbürokratische Hilfe versprochen. „Ich bin der GSG sehr dankbar, dass sie mir so schnell geholfen haben“, betont Andreas Weiß. „Nur wenige Tage nach dem Brand habe ich die Schlüssel für eine Ersatzwohnung erhalten.“ Auch Kevin Klingberg ist optimistisch: „Ich bekomme bald eine neue Wohnung und erhalte sogar die Grundausstattung an Möbeln“, freut er sich. Ob die beschädigten Häuser noch zu retten sind oder gar ein Abriss des Gebäudes droht, wird sich noch herausstellen.