Immer noch keine Lösung für den TV Jahn
Schon seit Jahren hat der TV-Jahn Ärger mit einigen Anwohnern der Sportanlage. Aufgrund von Lärmschutzauflagen darf der Sportplatz nur stark eingeschränkt genutzt werden. Ein Umzug nach Adelheide wurde von der Ratspolitik nun auch noch abgelehnt.
Der TV Jahn hat nach wie vor Angst um seine Existenz. Immer wieder hatte es Auseinandersetzungen mit Anwohnern gegeben, die über Lärm klagen. Auch sportlich läuft es für die Fußballer zurzeit nicht rund. Die 1. Bezirksmannschaft der Herren ist abgestiegen und wird die nächste Saison in der Kreisliga spielen. Außerdem ist der Trainingsbetrieb der Fußballmannschaften nach wie vor erheblich gestört. Zur Erinnerung: Bereits seit zwei Jahren gelten strenge Lärmschutzauflagen, sodass die Fußballer des Sportvereins nur stark eingeschränkt trainieren dürfen. Auf den Plätzen am Brendelweg ist um 20 Uhr Schluss, einzig auf dem Bunkerplatz darf als Ausnahme noch bis 22 Uhr gekickt werden.
Hilferuf an die Stadt
Genau aus diesen Gründen war auch ein Umzug des gesamten Vereins, etwa nach Adelheide, immer Thema. Vereinsvorsitzender Uwe Raß macht sich große Sorgen um den Verein: „Ob es unsere Erwachsenenabteilung demnächst noch geben wird, weiß ich nicht. Auch nicht, was aus den Fußballern wird“, sagt er. Vor allem die Senioren stehen vor einem großen Problem – sie können meist erst nach Feierabend trainieren. Uwe Raß startete einen verzweifelten Hilferuf an die Stadt, doch seither wurde er vertröstet: „Ich habe das Problem immer wieder auf die Tagesordnung gebracht, doch passiert ist bis heute gar nichts“, echauffiert er sich.
Antrag abgeschmettert
Ein Antrag auf Verlegung der Sportplätze vom Brendelweg nach Adelheide wurde bereits von Bürgerforum-Ratsfrau Eva Sassen in die Politik getragen, jedoch ohne jeden Erfolg. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin geprüft, wie man so etwas realisieren könne – sowohl im Ausschuss für Bildung, Wissenschaft, Sport und Kultur, als auch in den Ratssitzungen. Im Mittelpunkt der Beratungen stand der allgemeine Bedarf im Stadtgebiet. Nun erfolgte die Absage an Jahn, es stünden genügend freie Spielflächen zur Verfügung. „In den letzten Sitzungen wurde der Vorschlag seitens der Politik abgeschmettert, der Bedarf sei nicht da. Wir sind tot“, erklärt Raß die prekäre Lage für den angeschlagenen Verein.
Delmenhorster BV als Retter
Ursprünglich war angedacht, eine Übergangslösung für die betroffene Fußballsparte zu finden. Kapazitäten für den TV Jahn wären beim Delmenhorster BV an der Schanzenstraße durchaus vorhanden. Es sah stark danach aus, dass die Fußballabteilung die Anlage des DBV künftig mitnutzt, entsprechende Gespräche fanden bereits im Mai statt. Sollte es hier tatsächlich zu einer Einigung kommen, wären die größten Sorgen beim TV Jahn vom Tisch. Ob man aber weitere Gespräche mit den Anwohnern sucht, bleibt abzuwarten. Viel verspricht sich Raß davon allerdings nicht: „Wenn wir bis 21 Uhr trainieren dürften, wäre uns schon sehr damit geholfen. Aber die Fronten bleiben verhärtet“, bestätigt der Vereinsvorsitzende.
Ein Funken Hoffnung
Die Politik macht dem Verein ein wenig Hoffnung. SPD-Bundesabgeordnete Susanne Mittag setzt sich für einen Entwurf ein, die bisher erlaubten 50 Dezibel nach 20 Uhr auf 53 Dezibel zu erhöhen. „Der Vorschlag kann durchaus eine gute Möglichkeit sein. Die Bundestagsfraktion befasst sich mit dem Thema und wird sich in jedem Fall dafür einsetzen, das Nebeneinander von Sport und Wohnen künftig in einem vernünftigen Sinne zu regeln“, sagt Mittag. Deutliche Kritik an der geweckten Hoffnung übt Linke-Fraktionsvorsitzender Volker Wohnig: „Vor vier Jahren haben CDU, CSU, FDP und SPD jegliche Initiative abgelehnt, sodass der TV Jahn heute von einer Bedrohung seiner Vereinsexistenz betroffen ist“, zeigt er sich verärgert. Bereits 2010 habe die Linke einen Antrag zu einer Gesetzesinitiative zum Thema Lärmschutz im Bundestag eingebracht.
Bundesinitiative in Aussicht
Womöglich darf der TV Jahn auf Hilfe aus dem Bundesrat hoffen. Der Bundesrat hat im Juli einen Antrag verabschiedet, der den einzelnen Bundesländern mehr Gestaltungsspielraum ermöglicht. Durch die sogenannte Öffnungsklausel in der Sportanlagen-Lärmschutzverordnung könnte Niedersachen, in diesem Fall Delmenhorst, selbst bestimmen, wie lange am Abend auf den Sportplätzen trainiert werden darf und was zumutbar ist. „Das wäre in der Tat sehr wichtig für uns“, sagt Raß. Zustimmen muss die Bundesregierung aber noch. Es ist zwar noch nicht abzusehen, ob die Änderungen kommen, die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt.