Comedy-Club Delmenhorst: Zum Krumm- und Schieflachen
Es gibt eine Comedy-Veranstaltung, die haben wir besonders ins Herz geschlossen: den Comedy-Club in der Divarena. Dort treten regelmäßig für ein Taschengeld an Eintritt drei talentierte Comedians auf, von denen man wohl noch einiges hören wird. Im Januar waren Chris Tall, Vera Deckers und Lutz von Rosenberg-Lipinsky da, am 5. Februar folgen Volker Diefes, Marcel Kösling und David Werker.
Der erste Comedy-Club im neuen Jahr war wieder ein willkommener Anlass für so einige Lachsalven. Als Sohn und Schüler nahm der junge und auf der Bühne völlig respektfreie Chris Tall (auszusprechen übrigens wie „Kris-tall“ und nicht englisch) das Leben aufs Korn. Für ihn reichen schon Kleinigkeiten, um beim Publikum zu punkten. Banalitäten wie Mutters selbstgebackener Kuchen. „Den Kuchen hab ich selbst gemacht“, sagten Mütter oft, wenn sie einen Geburtstagskuchen überreichen, kritisiert Chris. Er findet: „Wie arrogant kann man sein, etwas selbst zu produzieren und als Erstes zu sagen ‚Hab ich selbst gemacht!‘.“ Auch sich selbst verschont er nicht: „Ich stand neulich auf der Waage, da sagte die: ‚Einer muss runter.‘“ Wie er aussieht? „Ich habe Titten und keinen Bart, ich sehe aus wie meine Mutter. Aber ich rieche wie mein Vater.“
Der Vogel unter der Decke
Die Schulfächer bekommen bei Chris Tall ebenfalls ihr Fett weg. Und wenn er mal zu einem Fach nichts zu sagen hat, Chemie zum Beispiel, leitet er geschickt weiter zu einem anderen. Sein neuer Biolehrer habe zum Beispiel in der ersten Stunde einen Vogelkäfig mit zum Unterricht gebracht. Darin ein ausgestopfter Vogel, verhüllt mit einer Decke, sodass nur die Füße zu sehen waren. Als die Schüler partout nicht erkannten, welcher Vogel dort verborgen war, ermunterte der Lehrer sie zu raten und sagte schließlich: „Das müsst ihr doch wissen!“ „Nein“, entgegnete Chris, „ich habe noch nie im Wald einen Vogel mit einer Decke auf dem Kopf gesehen.“ Das war zu viel für den Lehrer. Als der seinerseits wissen will, wie der vorlaute Schüler heißt, hält Chris seine Schuhe hin und sagt: „Rat doch mal!“.
Museale Fußgängerzone
Schon öfter in Delmenhorst zu Gast war Lutz von Rosenberg-Lipinsky. Der aus Hamburg stammende Comedy-Man ist bekennender Norddeutscher. Entsprechend spaßwettert er in Richtung Süden: „Wo Schweinsteiger herkommt, da ist Schweinsteiger wahrscheinlich kein Name, sondern ein Beruf.“ Doch auch Delmenhorst, obwohl bekanntlich im Norden gelegen, bekommt sein Fett weg. Zuschauer Dennis hat von den drei Comedians die Aufgabe bekommen, immer dann aufzustehen, wenn das Publikum klatschen soll. Als Dennis auf Nachfrage sagt, er arbeite in Delmenhorst im Museum, entgegnete von Rosenberg-Lipinsky schlagfertig: „Das ist doch eure Fußgängerzone.“
Von der Leyens Kampfansage
Von Rosenberg-Lipinsky setzt sich auch dafür ein, dass Deutschland wieder mehr Kinder bekommt. Besonders die Akademikerinnen sollten mehr zeugen. Den Grund, warum die so kinderarm seien, kennt er: „Akademikerinnen halten die Spirale nicht für Glücksspiel.“ Und Ursula von der Leyen mit ihren sieben Kindern sei eine Kampfansage an unsere türkischen Mitbürger. Überhaupt lerne man beim Geburtsvorbereitungskurs lustige Sachen, etwa dass nicht nur Schwimmbäder, sondern auch Frauen einen Beckenboden haben. „Und der ist nicht gekachelt.“
„Geiler Arsch“ schlägt „tollen Charakter“
Vera Deckers ist Psychologin, was eine Steilvorlage für die Anmoderation durch Markus Weise liefert. „Keine Angst, sie ist gut auf ihre Tabletten eingestellt.“ Strebertussis mit Namen Claudia, unnütze Telefongespräche während Zugfahrten und die Facebookeritis kriegen ihr Fett weg. Vera Deckers ist amüsiert, wenn jemand am Strand von Barbados, anstatt den Sonnenuntergang zu genießen, in dem Moment lieber den Sinnspruch postet: „Lebe den Moment.“ Auch die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind ihr Thema. Während sich Männer unter Freunden gegenseitig allerhand Unfreundlichkeiten an den Kopf werfen könnten, so etwas wie „Fett biste geworden“, sei es bei Frauen in Bezug auf ihr Äußeres höchstens möglich zu sagen: „Das sieht interessant aus.“ Frauen müssten zudem fürchten, dass Männer irgendwann nicht mehr sagen „Du hast einen geilen Arsch“, sondern „Du hast einen tollen Charakter.“ Und während er T-Shirts mit der Aufschrift „Bier formte diesen Bauch“ tragen könnte, müsste es für das meist um Schlankheit bemühte weibliche Geschlecht stattdessen heißen: „Salat mit Putenbruststreifen formte diese Neurose.“
Diefes, Kösling und Werker im Februar
Am 5. Februar wird der Comedy-Club zum nächsten Mal geöffnet, dann sind Volker Diefes, Marcel Kösling und David Werker mit dabei. David Werker ist Gewinner des Comedy-Preises 2012 in der Kategorie „Bester Newcomer“. Er hat festgestellt, dass, obwohl die Kinder längst erwachsen sind, sich seine Eltern noch immer einmischen und mit jedem Tag kindischer werden. So habe er neulich eine SMS von seiner Mutter (58) bekommen: „Was GeHt ab?“ Seine Antwort: „Der Punk, Mutter! Der Punk.“ Über Marcel Kösling, der nicht nur Comedy bietet, sondern auch Aspekte von Kabarett, Musik und Magie einfließen lässt, urteilte eine Zuschauerin: „Marcel Kösling – eine gelungene Mischung aus Axel Stein, Uwe Kröger und QVC mit einer Prise Mary Poppins.“ Und Volker Diefes, der ewige Klassenclown, ist vor allem aus dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen bekannt. Er macht Kabarett gegen Abnehmwahn und Diätenerhöhung.