Warten auf Plan B
NACH DER ABGELEHNTEN JUTE-ERWEITERUNG: EIN BLICK AUF DIE ENTWICKLUNG DER INNENSTADT
Vorerst ist die Jute-Center-Erweiterung vom Tisch. Doch so schnell, wie ursprünglich gedacht, wird es wohl keine Alternativlösung für das kränkelnde Center geben. Derweil arbeiten die Innenstadtkaufleute daran, mit kleinen Schritten die Kundenzufriedenheit in der Innenstadt zu verbessern.
Als die Mehrheit des Stadtrats am 26. Juni die Hand hob für die Ablehnung der geplanten großen Jute-Center-Erweiterung, war allen klar, dass dies nicht das letzte Wort sein würde. Dem Jute-Center muss zu mehr Attraktivität verholfen werden, das hatte die Stadtverwaltung vorher mehrfach angekündigt. Denn das Center ist im momentanen Zustand nicht schlagkräftig genug, um neue Kunden anzulocken.
Neue Konzeption in Arbeit
Doch momentan ist noch nichts spruchreif. Obwohl Andreas Voigt als Vertreter der Saller-Gruppe bereits vorher angekündigt hatte, dass es nach der Ablehnung in Sachen Planungen keinen Stillstand geben soll, gab es bei Redaktionsschluss noch nichts Neues zu vermelden. „Wir arbeiten an einem Plan B“, sagt Voigt, „wir wollen über den Sommer eine Konzeption erarbeiten.“ Derzeit sei aber noch nichts spruchreif. Bevor jedoch die Öffentlichkeit informiert werde, solle es Gespräche mit der Stadtverwaltung über die Realisierbarkeit geben. Denn die Verwaltung soll nicht aus der Zeitung erfahren müssen, was geplant ist. Somit lässt der sogenannte Plan B noch auf sich warten.
Druck auf City-Kaufleute steigt
Mit der Ablehnung der Jute-Center-Pläne hat sich der Druck auf die Innenstadt-Kaufleute erhöht. Weil sich bei der Jute in absehbarer Zeit nichts ändert, werden sich Kunden, die sich mehr Attraktivität im Delmenhorster Zentrum wünschen, an sie wenden. „Die Erwartungshaltung ist gestiegen und das völlig zu Recht“, bestätigt Christian Wüstner, Sprecher der Innenstadtkaufleute. All jene, welche die Ablehnung der Jute-Erweiterung gefordert hätten, müssten nun selbst die versprochene Attraktivitätssteigerung vorantreiben.
Die Crux mit den Öffnungszeiten
Allerdings sind auch Rückschläge zu verzeichnen. So mussten die Kaufleute in Sachen Öffnungszeiten kürzlich zurückrudern. Die angestrebte 19-Uhr-Regelung für fast alle Geschäfte ist nicht durchzusetzen, nicht alle Kaufleute wollten mitziehen. Damit ist das Thema jedoch nicht vom Tisch: „Wir brauchen eine einheitliche Regelung“, wiederholt Christian Wüstner gebetsmühlenartig das, was die Kunden schon lange denken. Denn natürlich weiß auch er, dass es Kunden nervt, wenn sie nicht wissen, ob das Geschäft ihrer Wahl bis 18 Uhr, 18.30 Uhr oder 19 Uhr geöffnet hat. Die neue 18.30-Uhr-Regelung, die anstelle der 19-Uhr-Regellung nun „zeitnah“ realisiert werden soll, sieht der Kaufleute-Sprecher als ein Zwischenziel auf dem Weg zu einer späteren 19-Uhr-Regelung.
Bänke schon vor der Sanierung
Neben Bemühungen um einheitliche Zeiten zeigen die Händler auch Engagement in puncto Innenstadtgestaltung. Die Planung einer neuen Pflasterung für den westlichen Teil der Langen Straße und die Bahnhofstraße beschäftigt bereits die Politik. Und obwohl absehbar ist, dass in den kommenden Jahren einige neue Sitzbänke in der Innenstadt aufgestellt werden, wollen die Innenstadtkaufleute schneller handeln. Mithilfe von Sponsoren arbeiten sie daran, in Eigeninitiative sechs bis acht Bänke zu finanzieren, die in dem Bereich, der erst später saniert wird, aufgestellt werden sollen. Damit es zu keiner Dopplung kommt, also die Bänke auch nach der Sanierung noch verwendet werden können, läuft derzeit die Abstimmung mit der Stadtverwaltung. Doch warum wollen sich die Innenstadtkaufleute überhaupt finanziell einbringen, wenn ohnehin im Rahmen einer Sanierung irgendwann später Bänke aufgestellt werden? „Wir glauben, dass wir die Zeit nicht mehr haben zu warten“, sagt Christian Wüstner. Lieber heute als morgen also möchten die Kaufleute die Delmenhorster überzeugen, dass es Anreize gibt, der Innenstadt eine Chance zu geben.
City goes Facebook
Auch im sozialen Netz wollen sich die Kaufleute künftig ihren Kunden präsentieren. Neben einem gedruckten Einkaufsführer, der die Innenstadtgeschäfte auflistet, soll es auch einen Facebook-Auftritt geben, der darüber informiert, welche Geschäfte, Dienstleistungen und Aktionen es in der Innenstadt gibt. Am Ende der Sommerferien, also noch in diesem Monat, soll beides realisiert sein.
Fragezeichen bei Kaufpark und Hertie
Neben solchen Maßnahmen, welche die Stadt in kleinen Schritten voranbringen sollen, dürfen die großen Sorgenkinder – das Hertie-Gebäude und die Kaufpark-Passage – nicht vergessen werden. Ob und wann deren Revitalisierung klappt, bleibt abzuwarten. Seit dem Scheitern des Vorhabens der Pias-Gruppe ist die Skepsis gegenüber Revitalisierungsplanungen jedenfalls gewachsen.