Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO schlägt Fusion vor – Partnersuche beim Klinikum
Fünf Wochen haben sich Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Zeit genommen, um ein Sanierungskonzept für das kränkelnde städtische Klinikum zu erarbeiten. Wie es mit dem Haus weitergeht, wird vermutlich entscheidend von der Wahl eines neuen Partners abhängen.
2013, sagt Carsten Schäfer von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, werde das Klinikum Delmenhorst mit einem Negativergebnis von 2,4 Millionen Euro abschließen. Noch bis Ende dieses Jahres soll es einen weiteren Liquiditätsbedarf von 3 Millionen Euro geben – zu tragen vom Träger des Krankenhauses, der Stadt. Und in den Jahren 2014 bis 2016 werden laut des BDO-Sanierungskonzepts rund 2 Millionen Euro als Kapital für Investitionen fällig. Nicht nur deshalb raten die Experten, sich einen finanzkräftigen externen Partner einer „höheren Versorgungsstufe“ ins Boot zu holen, um die stetig steigenden Herausforderungen im Gesundheitssystem gemeinsam anzugehen. Zwar soll nach Ansicht von BDO das Haus im Jahre 2016 wieder eine schwarze Null schreiben können. Doch die Herausforderungen im Gesundheitswesen nähmen weiter zu. Alexander Morton von BDO sagte bei der Präsentation des Sanierungskonzepts: „Es ist eine Parallelität der Ereignisse.“ Gemeint ist: Die nun anstehenden Verbesserungen in den bestehenden Strukturen könnten bei der Suche nach einem größeren Krankenhaus als Fusionspartner durchaus nützlich sein. Als Fusionspartner in Frage kämen größere Krankenhäuser im Umkreis von 30 Kilometern.
Zu wenig Betten pro Fachabteilung>
Das zentrale Problem des städtischen Klinikums ist seine derzeitige Struktur. Ein typisches Krankenhaus in Deutschland hat im Schnitt 245 Betten, das Klinikum Delmenhorst liegt mit 247 Betten somit ziemlich genau im Durchschnitt. Doch während ein Durchschnittskrankenhaus statistisch über 4,1 Fachabteilungen verfüge, habe das Haus in Delmenhorst acht Fachabteilungen, sagt Carsten Schäfer. Zudem haben Fachabteilungen im bundesdeutschen Schnitt 60 Betten, das Klinikum allerdings nur 41 Betten. In der Konsequenz bedeutet dies, dass die sogenannten „fallorientierten Erlöse“ niedriger sind: Aufgrund der geringeren Bettenanzahl können nur weniger Fälle behandelt werden und das schmälert die Erlöse. Zudem sei das Land Niedersachsen, so Schäfer, eines der Bundesländer mit den niedrigsten Landesbasisfallwerten. Stationäre Leistungen werden den Krankenhäusern somit schlechter vergütet als in anderen Bundesländern. In Kombination mit den tariflichen Lohnsteigerungen und steigenden Sachkosten bringt dies das Haus in die Bredouille.
„Rad lässt sich nicht zurückdrehen“
Beim Stellenplan gibt es derweil kaum Einsparpotenzial, haben die BDO-Experten in ihrem Sanierungskonzept vermerkt. Eine große Kündigungswelle droht damit nicht, um das Haus zu retten. Bei über 700 Mitarbeitern ein entscheidender Faktor. Lediglich im Bereich der Speiseversorgung und im Labor soll geprüft werden, ob diese Dienstleistungen vielleicht extern vergeben werden können oder ob es bei der bestehenden Struktur noch Optimierungsmöglichkeiten gibt. Medizinische Fachabteilungen sollen indes nicht geschlossen werden. Denn dadurch, darin sind sich die Experten einig, kann das Fixkostenproblem nicht gelöst werden. „Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen“, sagt Carsten Schäfer. In diesem Zusammenhang erwähnten die Betriebsratsvertreter bei der Präsentation des Sanierungskonzepts am 15. Oktober, dass es ein Fehler gewesen sei, die Frauenklinik zu schließen. Die damit verbundene erhoffte Einsparung sei nicht eingetreten. Und was die Politik überraschen dürfte: Die oft geforderte Kooperation mit dem St. Joseph-Stift sei zwar nicht ausgeschlossen, erklärt Carsten Schäfer. Doch die große Lösung für das Haus sei dies nicht. Nun wird es also entscheidend sein, den langfristig richtigen Partner für das Krankenhaus zu finden.