Wirtschaftsempfang in der Markthalle
Am 4. November fand in der Markthalle der Wirtschaftsempfang statt. Knapp 200 Vertreter aus Wirtschaft und Politik trafen sich dort, um sich auszutauschen. Dabei kam unter anderem zur Sprache, in welchen Bereichen es noch knirscht.
Wolfgang Etrich, der Vorsitzende des Fördervereins der örtlichen Wirtschaft, der den Wirtschaftsempfang ausrichtet, hielt am 4. November in der Markthalle die Begrüßungsrede. Und es wurde schnell deutlich, dass es beim Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und Wirtschaft noch Verbesserungsbedarf gibt. Bei der Neuorganisation der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings etwa geht es Wolfgang Etrich noch entschieden zu langsam voran. Kein Wunder: Beim letztjährigen Wirtschaftsempfang im Dezember 2012 hatte Etrich bei seiner Begrüßungsrede mit Blick auf das Thema gesagt: „Geben Sie uns einige Wochen Zeit.“ Doch inzwischen ist fast ein Jahr vergangen und es gibt noch immer kein Ergebnis. „Es ist noch nichts erreicht, zumindest nichts Greifbares“, sagte Etrich. Schuld daran ist allerdings nicht die Wirtschaft, die bereits Ende 2012 ein tragfähiges Konzept vorgelegt hatte. Abstimmungsprozesse in der Politik und Verzögerungen durch die Verwaltung haben das Projekt intensiv verzögert. In Bezug auf das Investitionsklima war der Vorsitzende des Fördervereins positiver gestimmt. So habe er in diesem Jahr mit mehr Investoren von außerhalb Gespräche geführt als 2010 bis 2012 insgesamt. „Es gerät etwas in Bewegung“, sagte Etrich.
OB wirbt für Business Improvement Districts
Oberbürgermeister Patrick de La Lanne warb in seiner Rede derweil bei der anwesenden Staatssekretärin Daniela Behrens als Vertreterin der Landesregierung für das Modell eines Business Improvement Districts (BID) – ein aus dem Amerikanischen stammendes Modell, das Immobilieneigentümern mehr Engagement abverlangt und dabei helfen könnte, die marode Innenstadt aufzuwerten. Dass die Situation beim Hertie-Gebäude ist, wie sie ist, nämlich unverändert, nannte der OB „bedauerlich“. Ein Verkauf scheitere derzeit an den hohen Preisvorstellungen des Verkäufers. Lobend erwähnte das Stadtoberhaupt, dass der Wurstproduzent Könecke in Delmenhorst 400 neue Jobs geschaffen habe und mit insgesamt 700 Jobs nun einer der größten Arbeitgeber der Stadt sei.
Weiterhin Fördermittel von der EU
Daniela Behrens nahm sich viel Zeit für ihre Zuhörer. Die Staatssekretärin im niedersächsischen Wirtschaftsministerium vertrat Wirtschaftsminister Olaf Lies, dessen Vortrag eigentlich vorgesehen war. Aufgrund der Koalitionsverhandlungen weilte er jedoch in Berlin. Behrens gab einen Überblick über die Wirtschaftssituation in Niedersachsen und erklärte, dass das Land in puncto Stellenzuwachs auf Platz vier liege, hinter Berlin, Baden-Württemberg und Bayern. Es folgte noch ein Plädoyer für den Mindestlohn, ehe sie auf die Stadt Delmenhorst zu sprechen kam. Zwar schütte die EU 2014 fast 1 Milliarde Euro weniger an Fördermitteln in Niedersachsen aus – Grund seien die abnehmende Strukturschwäche im Land sowie der EU-Zuwachs durch strukturschwache osteuropäische Länder –, dennoch sei Delmenhorst in der EU-Förderkulisse hoch angesehen. Wenige Freunde dürfte sich die Staatssekretärin mit der Äußerung gemacht haben, dass sie das Raumordnungsverfahren zur Bundesstraße B212neu, dem Kritiker grobe Fehler vorwerfen, nicht neu aufrollen möchte. Die 15 Jahre Zeit, die das kosten könnte, sei nicht vorhanden. Lob verteilte Behrens dafür, dass Delmenhorst Mitglied der Metropolregion Bremen-Oldenburg sei und zudem Mitglied im Kommunalverbund. „Es wird immer wichtiger, in großen Verbünden zu denken.“ Und wenn es nun noch vor Ort gelingen würde, stärker im gemeinsamen Interesse zu denken, wäre alles perfekt.