Wie viel Platz ist Recht?
KITA-AUSBAU IN DELMENORST
Delmenhorst braucht dringend mehr Kita-Plätze, denn ab August 2013 hat jedes Kind vom vollendetem 1. bis zum vollendeten 2. Lebensjahr das Recht auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte oder der -pflege. Wie sieht es aktuell in der Stadt aus? Und: Was bedeutet moderne Kinderbetreuung in der Praxis?
Um zu gewährleisten, dass, wo gewünscht, tatsächlich jedes Kind unter drei Jahren betreut werden kann, fordert die Bundesregierung eine Betreuungsquote von 39 Prozent in den Kommunen. Die Stadt Delmenhorst erreicht diese Zahl noch nicht. Laut Timo Frers, Pressesprecher der Stadt Delmenhorst, liegt die Versorgung der unter 3-Jährigen hier bei rund 30 Prozent. Zurzeit gibt es in der Stadt 176 Krippenplätze. Weitere 105 Plätze sollen 2013 hinzukommen, je 15 in sieben Kitas. Zusammen mit den Alternativplätzen in der Kindertagespflege, sagt Frers, werden voraussichtlich alle Kinder unter drei Jahren versorgt werden können.
Zweifel an Realisierbarkeit
Das bezweifelt Frank Oestermann, Kreisgeschäftsführer der AWO. Die AWO betreibt in Delmenhorst zwei Krippen, zwei Kitas und einen Kindergarten, mit insgesamt 75 Krippenplätzen. Schon heute seien alle Plätze belegt. Oestermann sagt: „Wir sind der Meinung, dass zum August 2013 nicht ausreichend Krippenplätze angeboten werden können. Nun, da der Termin näher rückt, erkennt auch die Stadt, dass der Ausbau nicht am Bedarf ab August, sondern an den vorhandenen Mitteln orientiert wurde.“ Zudem bestehe ein Mangel an Hortplätzen in der Nachmittagsbetreuung. So hätte es bereits 19 Anmeldungen auf nur einen frei gewordenen Hortplatz einer AWO-Kita gegeben. Die Politik sei nun am Zug, eine schnelle Lösung gegen die Unterversorgung zu finden.
Krippenalltag in der Praxis
Doch was bedeutet moderne Krippenbetreuung eigentlich? Das Deldorado hat sich in der AWO Kinderkrippe auf der Nordwolle umgeschaut. Leiterin Petra Tänzer spricht sich für eine moderne und vor allem transparente Arbeit aus: „Uns ist es wichtig, dass Bildungsprozesse- und Inhalte ihre Beachtung finden. Zum Beispiel, dass Eltern endlich verstehen, dass es nichts Schlimmes ist, wenn ein anderes Kind schon krabbelt, aber ihres noch nicht. Während ein Kind mehr Unterstützung im Sprachbereich benötigt, hat ein anderes Schwierigkeiten beim Motorischen.“ Deshalb gibt es jetzt „Entwicklungs-TV“ im Krippen-Flur: „Unsere Eltern sollen greifen können, wie sich ihre Kinder entwickeln.“ So könnten sie Entwicklungsmomente ihrer Kinder beim nachmittäglichen Abholen per Video-Präsentationen nachträglich miterleben. Dadurch entstünden Rahmenbedingungen, in denen Eltern und Pädagogen in einer kooperativen Erziehungspartnerschaft Beruf und Familie vereinbar werden lassen. Schöne neue Krippen-Welt. Sofern es denn genug Plätze für alle geben wird.