Wer hat das Zeug zum Oberbürger-meister?
PATRICK DE LA LANNE, AXEL JAHNZ UND HEIDI NAUJOKS IM REDAKTIONSGESPRÄCH
Am 25. Mai ist Oberbürgermeister-Wahl. Beim Deldorado trafen sich die drei Kandidaten Patrick de La Lanne (parteilos), Axel Jahnz (SPD) und Heidi Naujoks (CDU) am 18. März zum Redaktionsgespräch – das Interview war das erste Zusammentreffen der drei Kandidaten überhaupt.
Herr de La Lanne, Sie sind seit acht Jahren Oberbürgermeister der Stadt Delmenhorst. Warum möchten Sie ihr Amt fortführen?
Weil es um Delmenhorst geht, wir haben eine Menge erreicht.
Was haben Sie denn erreicht?
Markthalle und Marktplatz, die wunderschön hergerichtet sind, die Kirchstraße ist gemacht worden. Jetzt wird die Lange Straße in Angriff genommen. Dank des Regenrückhaltebeckens werden wir nie wieder eine Überschwemmung wie 1998 bekommen, um nur einige Beispiele zu nennen. Und beim Krankenhaus haben wir wichtige Fundamente gelegt, dass wir das Krankenhaus zukunftsfest aufstellen und zukünftig mit dem St. Josef-Stift fusionieren können.
Was haben Sie nicht geschafft in der Zeit, sodass man sie noch mal wählen sollte, um das zu Ende zu führen?
Sicher der Hertie-Leerstand, da sind wir mit aller Hartnäckigkeit dran. Das gehört ja der Deutschen Bank London, da muss man weiter am Ball bleiben, das möchte ich in der nächsten Amtszeit umsetzen.
Warum sind Sie aus der SPD ausgetreten? Glauben Sie nicht, dass Ihnen das im Wahlkampf schadet?
Im Gegenteil. Es nützt mir sehr, dass ich nicht mehr nur mit einer Partei verhaftet bin und nun mit allen Parteien unbefangen reden kann. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich nach wie vor auch sozialdemokratische Ideen vertrete. Warum ich aus der Partei ausgetreten bin: Da ging es um die Art des Nominierungsverfahrens, das hätte meiner Meinung nach basisdemokratisch durchgeführt werden müssen, aber das ist nun Schnee von gestern. Jetzt konzentriere ich mich auf den Wahlkampf, auf die Bewerbung für die erneute Amtszeit.
Herr Jahnz, warum möchten Sie Oberbürgermeister von Delmenhorst werden?
Zunächst einmal verfüge ich über eine langjährige Berufserfahrung und komme aus der Stadt Delmenhorst und somit weiß ich, was hier passiert. Ich kenne die Menschen, ich kenne die Stadt. Und ich habe mich entschlossen, nach Delmenhorst zurückzukommen. Ich lebe ja jetzt in Hude. Es ist für mich eine Ehre, das sage ich auch ganz klar. Und es gibt eine ganze Menge Aufgabenstellungen, von denen ich glaube, dass sie verbessert werden können und müssen. Es gibt eine Menge zu bewegen, Themen, die in der Vergangenheit immer wieder auf der Tagesordnung standen. Und ich beziehe auch einen Standpunkt. Das Desaster an der Graft ist ein Thema, die vertrauliche Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Rat und Politik, da ist großer Nachholbedarf, die städtischen Kliniken, das Haushaltsbild und viele andere Dinge. Ich verfüge über jahrelange Berufserfahrung, um die Menschen, die das betrifft, zusammenzuführen. Ich habe gute Kontakte zur Wirtschaft, nicht nur beruflich, sondern ich kenne auch eine Menge Menschen, mit denen ich hier aufgewachsen bin, die inzwischen selbständig sind. Ich wäre nicht Bürgermeister der Gemeinde Hude geworden, wenn ich nicht das, was ich hier bekommen habe, mitgebracht hätte. Und das macht mich stolz auf Delmenhorst, ich habe eine Identifikation, ich lebe hier gern, ich habe hier viele Freunde und Verwandte. Diese Stadt kann mehr, als sie zurzeit zeigt.
Frau Naujoks, was würden sie machen, wenn Sie Oberbürgermeisterin werden oder: Was würden Sie anders machen?
Ich war beim Deutschen Verein für Verwaltungsmodernisierung, habe in ganz Europa die Modelle angeschaut und bin dann Organisationsentwicklerin geworden und ich bin auch Konfliktmanagerin, ausgebildet von Glasl, was ganz wichtig für mich war, weil ich glaube, dass die Stadt Delmenhorst in der Zusammenarbeit ein ganz klares Kommunikationsproblem hat. Und jeder, der die Eskalationsstufen von Glasl kennt…
Wie sind denn die Eskalationsstufen von Glasl?
(Anmerkung der Redaktion: Friedrich Glasl ist ein österreichischer Konfliktforscher, der ein Modell zur Analyse von Konflikten entwickelt hat) Es gibt die Stufen 1 bis 9, die ersten 3 sind win – win, die zweiten sind win – loose, die dritten loose – loose. Und meines Erachtens nach ist die Stadt Delmenhorst in der Zone vier, das heißt es bilden sich Koalitionen, es wird in der Öffentlichkeit gegeneinander geschossen und das bedeutet, dass die Ebene der inhaltlichen Zusammenarbeit ein ganz großes Manko hat. Und wenn dieses Stadium erreicht ist, kann man Inhalte wollen soviel man will, sie werden sich von alleine canceln.
Was würden Sie anders machen, damit die Leute wieder sachlicher diskutieren?
Ich möchte gern die Kommunikations-Art und -Weise verändern. Ich werde mit dem Rat eine Vereinbarung treffen nach einer schönen Klausurtagung, wo sie mir feste Ziele setzen und wir die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, festlegen.
Welche Ziele könnten das sein?
Das werde ich den Rat fragen. Das wäre doch zum Beispiel mal ein bisschen Transparenz für alle oder zum Beispiel, dass Dinge face to face besprochen werden und nicht hintenherum, das ist für mich etwas ganz Wesentliches. Konflikte müssen zeitnah angesprochen werden – und das gilt für die Verwaltung genauso wie für den Rat und auch für die Bürger.