Wer feiert mit?
WEIHNACHTEN AN DER DELME
Geschenke unter dem Tannenbaum, Zusammentreffen mit Familie und Freunden, gemeinsam singen und ein leckeres Festmahl verputzen – so feiern viele Delmenhorster das Fest des Christentums. Aber wie begehen Mitbürger anderer Religionen die Weihnachtszeit?
Weihnachten ist nach Ostern das größte Fest für Christen. Sie feiern damit die Geburt von Jesus Christus vor mehr als 2.000 Jahren. Damit verbunden ist eine Vielzahl an Merkmalen und Traditionen wie zum Beispiel der Weihnachtsbaum, das Austauschen von Geschenken oder ein festliches Mahl. Bereits die Vorweihnachtszeit lässt bei vielen Menschen das Herz höherschlagen. So liegt auch in Delmenhorst schon jetzt der Geruch von Apfel, Zimt und Weihnachtsgebäck in der Luft und die Straßen und Geschäfte sind liebevoll geschmückt und mit Lichterketten beleuchtet. Allerdings sind beinahe die Hälfte aller Delmenhorster konfessionslos oder gehören anderen Religionen an. Daher ist es interessant zu erfahren: Wie gehen zum Beispiel muslimische oder auch jüdische Mitbürger mit der Weihnachtszeit um? In der Kategorie der islamischen Festlichkeiten findet Weihnachten zunächst keinen Platz, den der Islam ist hauptsächlich von zwei anderen Festen gekennzeichnet. „Es gibt das Opferfest, das im Rahmen der Pilgerfahrt stattfindet und das Fest des Fastenbrechens, das zum Abschluss des Monats Ramadan gefeiert wird“, erklärt Yusuf Alic, erster Vorsitzender des Delmenhorster Integrations- und Bildungsvereins e. V. (DIBV). Demnach ist das Opferfest das höchste Fest im islamischen Jahr und dauert im Gegensatz zum dreitägigen Ramadanfest vier Tage. Dabei werden auch die Kinder beschenkt.
KEIN FEIERTAG IM ISLAM
Im Allgemeinen misst der Koran Jesus zwar einen bedeutenden Stellenwert bei – er nimmt hier den Status eines großen Propheten ein und wird häufig namentlich erwähnt. Daneben werden seine wundersame Geburt und auch seine Gaben, wie etwa die Heilung von Kranken, geschildert und als herausragende Zeichen und Wunder Gottes gewertet. Dennoch ist Weihnachten in keinem islamischen Land ein Feiertag. „Das Weihnachtsfest der Christen mit all seinen Bräuchen wird aber von Moslems entsprechend anerkannt und respektiert“, führt Alic weiter aus. „Denn im Islam werden alle Propheten akzeptiert“, ergänzt Tamer Sert, Vorsitzender des Runden Tisches für Migranten aus Delmenhorst. Dies sei auch im Glaubensbekenntnis, das ein Moslem üblicherweise ablegt, so vorgesehen. Sert selbst wünscht christlichen Freunden daher von Herzen eine gesegnete Weihnacht. Die Mehrheit der hier lebenden Muslime sehe allerdings in Weihnachten ein ausschließlich christliches Fest, ist sich Sert sicher. Er könne aber natürlich nicht ausschließen, dass es Muslime gebe, die Bräuche des Weihnachtsfestes teilen. Unabhängig von den religiösen Hintergründen bedauert der Vorsitzende des Runden Tisches allerdings einen Aspekt am Weihnachtsfest. „Es werden sehr viele Bäume gefällt und letztlich nur eine relativ kurze Zeit genutzt – das ist eigentlich sehr schade.“
JÜDISCHES LICHTERFEST
Aber nicht nur im Islam, auch im Judentum findet Weihnachten keinen Platz im Kalender. Dafür gibt es das jüdische Fest Chanukka, was so viel bedeutet wie Weihung oder Lichtwunder. Es wird jedes Jahr zwischen dem 27. November und dem 27. Dezember für acht Tage gefeiert. Dementsprechend werden die Chanukka und Weihnachten oft miteinander verglichen. Tatsächlich haben die beiden Feste aber nichts miteinander zu tun. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten wie den Tannenbaum und den Adventskranz. Jeden Tag am Chanukka-Fest wird eine weitere Kerze des Chanukka-Leuchters angezündet, bis alle acht Kerzen brennen. Genauso wird jeden Advent eine weitere der vier Kerzen angezündet, an Weihnachten selbst leuchten die Kerzen am Weihnachtsbaum, Kinder erhalten Geschenke und Süßigkeiten.
Auch Hindus feien, allerdings bereits im Spätherbst, ein Lichterfest namens Diwali. Es gehört zu den spektakulärsten und buntesten religiösen Festen Indiens und ist vergleichbar mit einer Mischung aus Weihnachten und Silvester. Es brennen unzählige Lichter und Öllämpchen vor den Häusern, es wird getanzt, gesungen und tagelang werden Feuerwerke bis in die Nacht hinein angezündet. Buddhisten hingegen feiern ihr höchstes Fest (Visakha Puja) am ersten Vollmondtag im Mai. Drei wichtige Ereignisse werden an diesem Tag zelebriert – die Geburt, das Erwachen und die Erlösung Buddhas. Weihnachten an sich hat in den anderen Religionen damit keine wesentliche Bedeutung. Allerdings sind Werte wie Liebe und Mitgefühl in jeder Religion vorhanden. Daher gibt es eigentlich keinen Grund, Weihnachten nicht zu feiern. Und wer möchte schon eine wohlschmeckende Weihnachtsgans ablehnen oder auf einen schönen Spaziergang über den Weihnachtsmarkt verzichten. Und die Freude über Geschenke und Schokolade ist bei allen Kindern gleich groß. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!