Von wegen nur Feta-Schmu!
ÜBERRASCHENDE WENDUNG IM DÖNER-SKANDAL
Ende vergangenen Jahres enthüllten wir das Geheimnis um drei Betriebe, die Schmu mit Lebensmitteln betrieben haben. Dabei schien sich der Döner-Skandal als Feta-Skandal zu entpuppen. Doch jetzt kommt heraus, der vierte Betrieb hat tatsächlich beim Fleisch geschummelt. Was noch schlimmer ist: Es scheinen viel mehr Imbisse betroffen zu sein als bisher bekannt.
Im November 2013 zog die Borgmeier Media Gruppe vor Gericht: Wir klagten die Herausgabe der Namen von vier Imbiss-Betrieben ein, die bei der Deklarierung ihrer Lebensmittel geschummelt haben. Da es sich bei einem der vier Fälle noch um ein laufendes Verfahren handelte, konnte uns die Stadtverwaltung zunächst nur drei Namen nennen: Omonia am Brendelweg, Tinos Grill an der Oldenburger Straße und Elif an der Seestraße. Die Vergehen: hauptsächlich der Verkauf von günstigem Kuhmilchkäse anstatt des angebotenen Feta. Schnell wurde behauptet, der Döner-Skandal sei ein Feta-Skandal. Doch jetzt, nach Bekanntwerden des vierten Betriebes, stellt sich heraus: Das war ein Fehlschluss!
„Alle sind davon betroffen“
Nummer vier ist Istanbul Kebap an der Annenheider Straße. Im Drehspieß waren Putenfleisch und Stärke enthalten, obwohl Döner nur aus Rind- und Schaffleisch hergestellt werden darf. Inhaber Remzi Ayaz ist verärgert: „Für uns Türken ist Döner ein Wort. Döner ist alles, was sich dreht“, erklärt er. Er geht sogar soweit zu behaupten: „Es sind alle von den Strafen betroffen“ – und meint damit alle anderen Döner-Imbisse in Delmenhorst. Unklar ist bisher, wie viele Betriebe tatsächlich in die Angelegenheit verwickelt sind.
Drehspieß aus fein zerkleinerten Fleischstücken
Stichprobenartig suchen wir weitere Dönerläden auf. Generell ist der Begriff Döner in Deutschland sehr eng definiert, auch Fleisch mit einem Hackanteil von mehr als 60 Prozent darf nicht als Döner verkauft werden. Das wusste auch Muhammet Cöknez nicht – der Inhaber von Hakan Mediterran im Kaufland an der Stedinger Straße – und musste wegen eines zu hohen Hackfleischanteils eine Geldstrafe in Höhe von 2.400 Euro blechen. „Ich musste meine Angebots-Schilder überkleben“, sagt er und verkauft jetzt statt Döner „Drehspieß aus fein zerkleinerten Fleischstücken“. Ähnlich erging es Dogan Anuk, dem Inhaber von Marmaris 2 an der Stedinger Straße. Er musste knapp 2.100 Euro Strafe zahlen. „Alle haben die gleichen Probleme. Ich muss 5000 Flyer in den Müll schmeißen“, ärgert er sich. Er verkauft neuerdings „Drehspieß-Döner“.
Inhaber tragen die Verantwortung
Remzi Ayaz fühlt sich schlecht beraten und schimpft auf die Lebensmittelüberwachung. Er habe sie extra vor der Ladeneröffnung eingeladen, damit er keinen Fehler macht. „Der Mitarbeiter hat nur gesagt ‚Googeln Sie mal die Definition von Döner!‘“, schildert er den Besuch. Stadt-Pressesprecher Timo Frers sieht die Verantwortung jedoch bei den Betreibern selbst: „Für ‚Lebensmittelhersteller‘ gilt: Sie müssen die erforderliche Sachkunde besitzen und sind für den Betrieb und ihr Handeln jederzeit verantwortlich.“ Genauso sieht das Döner-König Remzi Kaplan – der deutschlandweit Betriebe mit Fleisch beliefert, darunter auch Istanbul Kebap: „Wir können nicht jeden Kunden einzeln beraten, die Betreiber müssen das wissen: Wer Döner Kebap anbietet, muss auch Döner Kebap verkaufen.“