Viel Leid durch menschliche Fehler
VERKEHRSUNFALLSTATISTIK
Vor einigen Wochen stellte die Polizei die Verkehrsunfallstatistik für die Stadt Delmenhorst und den Landkreis Oldenburg vor. Fazit neben allerlei Zahlen: Fast immer sitzt das Problem hinter dem Steuer.
Es sind zwei Sätze, die sich einprägen beim Pressegespräch der Polizei zur Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik. Beide stammen von Polizeihauptkommissar Bernhard Stegemann, dem Mann, der akribisch die Zahlen der Unfälle, Verkehrsvergehen sowie die der Toten und Verletzten zusammengetragen hat: „Alkohol und Auto: Das geht gar nicht!“ lautet der erste. „Es lässt sich nur erahnen, welches Leid hinter den Zahlen steckt!“ ist Satz Nummer zwei. Während der erste Gedanke selbsterklärend ist, versinnbildlicht der zweite Satz, dass hinter jeder Zahl der Unfallstatistik auch immer ein Leid steht: ein (ersetzbares) zerstörtes Fahrzeug, ein verletzter Mensch oder gar ein Getöteter.
Der Mensch als Gefahr
Erschreckend ist: In 95,4 Prozent der Fälle, so genau kann die Polizei das berechnen, ist der Fahrer der oder die Schuldige des Unfalls. Zu hohe Geschwindigkeit, Ablenkung durchs Handy, Unaufmerksamkeit, Fahren unter Drogen oder Alkohol: Es gibt viele Möglichkeiten, wie ein Mensch einen Unfall verursacht. Dabei sind manche Dinge im Verkehr so extrem, dass man sich nur wundern kann: So stoppte die Polizei einen Motorrollerfahrer an einem frühen Samstagabend mit 2,64 Promille. 2,64 Promille auf einem Zweirad sind absolut verantwortungslos, doch irgendwie auch eine Meisterleistung des Gleichgewichtssinns.
Immer Ärger mit Radfahrern
Kummer bereiten den Ordnungshütern auch die Radfahrer. Ohne Licht, in falscher Fahrtrichtung oder mit unsicherem Velo unterwegs: Die Liste der Verstöße von Radlern ist lang. Und auch den einschreitenden Polizisten machen sie noch das Leben schwer. „Es ist für die Kollegen ein unangenehmes Geschäft, Radfahrer anzusprechen“, sagt Jörn Stilke, Leiter der Polizeiinspektion. Die Vielfalt der Ausreden sei groß, ihr Einsehen dagegen klein. Das Wort „Radfahrerunwesen“ gibt es laut Stilke mit Fug und Recht. Ein weiteres Problem ist, dass viele der Rambo-Radler gerade mal 8, 10 oder 15 Jahre alt seien, wie Stilke erklärt. Denen will und kann die Polizei natürlich nicht dauernd tief in die Tasche greifen. Nach zwei Ermahnungen wird allerdings eine Strafe fällig. Dennoch gibt es sogar Eltern, die anschließend noch auf dem Revier anrufen und sich beschweren, dass ihr Kind abgezockt worden sei.
Assistenzsysteme helfen
Ein wenig beruhigt, dass Autohersteller daran arbeiten, durch Assistenzsysteme die Fehler des Fahrers zunehmend zu korrigieren. Wer dies als Eingriff in seine Autonomie als Autofahrer sieht, dem ist wohl noch nicht bewusst, dass der Mensch durch seine Fehler die größte Gefahr im Verkehr überhaupt ist.