Opulenter Geschlechter- garten
NEUE AUSSTELLUNGEN IN DER STÄDTISCHEN GALERIE
Mit „The Garden of Genders“ zeigt die Städtische Galerie eine vielschichtige Ausstellung, die spielerisch zum Nachdenken über gängige Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit anregt. Zeitgleich sind nebenan in der Remise Zeichnungen von Ilya Kabakov zu sehen.
Monster ohne bestimmbares Geschlecht haben sämtliche Räume des Hauses Coburg in Beschlag genommen. Als Häkelfiguren, auf Wandtapeten und Zeichnungen, in Video-Installationen und Objekten finden sich die schelmischen Wesen. Sie sind die Hauptfiguren der Ausstellung „The Garden of Genders“, die seit 16. November zu sehen ist. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt eines Netzwerks von Künstlern, die unter dem Pseudonym The Old Boys‘ Club auftreten. Damit wollen sie die Idee des Autors und Künstlergenies angreifen und sich den Mechanismen des Kunstmarkts entziehen. Der Kampf gegen rigide Geschlechtervorstellungen ist Leitgedanke in „The Garden of Genders.“
The Garden of Genders
Das alles mag auf den ersten Blick recht trocken klingen, ist aber sehr spielerisch und humorvoll umgesetzt. Von einer „heftigen Kritik, aber sehr lustvollen“, spricht Galerieleiterin Annett Reckert. Im Garten der Geschlechter gibt es viel zu entdecken, das gilt etwa für die Wandtapete im ersten Stock, die sich zwischen Comic-Wimmelbild und Schlachtengemälde bewegt. Wenn hier mehr als 400 verschiedene Kreaturen übereinander herfallen, verschwimmen die Grenzen zwischen Kampfgetümmel und Liebesspiel. The Old Boys‘ Club verbindet zudem Wandzeichnung und Videoinstallation: Im Nebenraum bewegt sich eins der kleinen Wesen per Projektion durch die Ranken-Landschaft auf der Tapete und verändert sich dabei unaufhörlich. Auch der „Garden of Genders“ selbst wird sich bis zur Finissage am 20. Januar weiter verändern, sodass jeder Besuch eine Momentaufnahme ist. Bewusst haben die Künstler einzelne Bilderrahmen und Plätze an Wänden zunächst leer gelassen. Auch Besucher sind dazu aufgerufen, mit The Old Boys‘ Club zu diskutieren und selbst Hand anzulegen, zu zeichnen oder zu häkeln. Neben dem Ausstellungsbetrieb bieten begleitende Veranstaltungen dazu die Möglichkeit.
Zeichnungen von Ilya Kabakov
Ruhig und zurückgenommen wirkt im Vergleich mit dem ausufernden Gewimmel im Haus Coburg die Ausstellung „Spaßvogel Gorokhov“, die zeitgleich in der Remise zu sehen ist. Ebenfalls bis 20. Januar werden dort Lithografien von Ilya Kabakov, einem bedeutenden Vertreter des Moskauer Konzeptualismus, gezeigt. Fast wie in einem Kinderbuch hat Kabakov die Zeichnungen mit lakonisch-ironischen Begleittexten versehen, die in einem Begleitheft übersetzt sind. Bild und Text gehen eine enge Verbindung ein, zusammen vermitteln sie einen feinsinnigen Einblick in gesellschaftliche Situation der Sowjetunion in den 60er- und 70er-Jahren.