Mit Fußball Freude schenken
DELMENHORSTER IN AFGHANISCHER NATIONALMANNSCHAFT
Für den 20-jährigen Delmenhorster Mustafa Azadzoy ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Seit Anfang diesen Jahres spielt er für die afghanische Nationalmannschaft. Sein Wunsch ist es, seinem vom Krieg gezeichneten Vaterland mit dem Fußball Hoffnung zu geben.
Vor 20 Jahren kam Familie Azadzoy aus Afghanistan nach Deutschland. Nach einer Zwischenstation in Hamburg, zog die Familie nach Delmenhorst. Für Mustafa Azadzoy ist die Stadt an der Delme sein Zuhause: „Ich bin hier aufgewachsen, lebe seit meinem zweiten oder dritten Lebensjahr hier. Ich mag die Offenheit der Delmenhorster. Die Unterstützung hier ist außerdem toll: Jeder wünscht mir Glück, wenn er mich auf der Straße sieht.“ Das Glück konnte er in den vergangenen drei Monaten gut gebrauchen: Denn zum ersten Mal stand er für die afghanische Nationalmannschaft auf dem Platz.
Von der Straße in die Nationalelf
Der Weg dorthin war jedoch ein langer: „Ich habe relativ früh angefangen, Fußball zu spielen. Mit vier oder fünf Jahren ging es auf der Straße los und dabei ist es bis zu meinem zwölften Lebensjahr geblieben. Dann hat mein Bruder mich beim Delmenhorster BV angemeldet. Bei einem Testspiel wurde ich dort von meinem jetzigen Verein, dem VfL Oldenburg, entdeckt.“ Dieser war für ihn dann auch das Sprungbrett in die afghanische Nationalmannschaft. Der VfL-Torwart Mansur Faqiryar, der schon länger zum Kader der Mannschaft gehört, hat dem afghanischen Nationaltrainer Mohammed Yousef Kargar vom Talent des jungen Delmenhorsters berichtet. Kargar lud ihn daraufhin kurzerhand nach Amerika zu einem Turnier ein, auf dem er Talente sichtete. Von 200 Spielern wurden vom Nationaltrainer nur zwei für die afghanische Nationalelf ausgewählt – einer davon war Mustafa Azadzoy. „Es war ein unglaubliches Gefühl, als ich die Mail bekommen habe, in der stand, dass ich dabei bin. Alle waren wahnsinnig stolz auf mich. Ich habe die Nachricht sofort meiner ganzen Familie gezeigt und wir haben ein riesengroßes Essen veranstaltet und alle eingeladen“, erinnert er sich.
Gänsehaut bei der Nationalhymne
Die Freude dieser Nachricht wurde von dem Erlebnis, das erste Mal für die Nationalmannschaft auf dem Platz zu stehen, noch getoppt: „Ich hatte überall Gänsehaut. Vor allem der Moment, als die afghanische Nationalhymne gespielt wurde, war unglaublich. Das kannte ich schließlich nur aus dem Fernsehen. Selbst dort zu stehen, war überwältigend.“ Bereits bei drei Spielen stand der Delmenhorster nun schon in der Startelf und hat sogar schon zwei Tore vorbereitet. Für sein Vaterland zu spielen, bedeutet dem gebürtigen Afghanen viel: „Es ist mir eine riesengroße Ehre, für Afghanistan zu spielen. Es motiviert mich, mein Land mit aufzubauen. Die Leute dort halten gerade am Fußball fest, weil sie sonst nicht viel haben.“ Deshalb hat es Mustafa Azadzoy besonders stolz gemacht, ihnen mit dem Gruppensieg beim asiatischen AFC Challenge Cup ein bisschen Freude zu schenken. Doch der ambitionierte Fußballspieler hat sein Ziel damit noch nicht erreicht. „Ich wünsche mir, irgendwann mit Afghanistan an der WM teilnehmen zu können. Und auch in Deutschland will ich ein richtiger Fußballprofi werden.“ Die nötige Unterstützung dafür findet er in seiner Heimatstadt Delmenhorst: „Meine Fans hier sind wirklich toll. Da ich nicht bei Facebook bin, möchte ich mich an dieser Stelle gerne bei ihnen für ihre Hilfe bedanken!“