Made in Delmenhorst
EINE INDUSTRIESTADT, DIE ES IN SICH HAT
„Made in Taiwan“ oder „Made in China“ kennt jeder. Doch welche Produkte sind eigentlich „Made in Delmenhorst“? Unsere Stadt produziert sehr viel mehr, als man zunächst vermuten würde. Hier eine kleine Auflistung der bekanntesten Produkte.
DLW Linoleum
Schon seit 1882 wird in Delmenhorst auf der Nordwolle DLW Linoleum produziert, heutzutage stellt Armstrong als einziger Hersteller in Deutschland Linoleum her. Die Fußböden, die man vor allem in Schulen, Kindergärten, Museen, Bibliotheken, Krankenhäusern und auch in der Delmenhorster Markthalle findet, werden aus Leinöl, Korkmehl und Harzen hergestellt. Die Vorteile des Materials: Linoleum ist leicht zu verlegen, einfach zu reinigen, dämmt den Trittschall und schützt vor Kälte. Zwischen 1882 und 1998 wurden in Delmenhorst drei Linoleum-Werke gegründet, vor allem um die damals hohen Zollgebühren für im Ausland angefertigte Produkte zu umgehen. Delmenhorst bot sich als Produktionsstandort auch deshalb gut an, weil es vor Ort auch schon eine kork- und juteverarbeitende Industrie gab. Zwar musste das Linoleum durch die Einführung von modernen Bodenbelägen wie PVC in den 50e- Jahren eine schwere Krise meistern, trotzdem konnte in Deutschland immerhin ein Werk überleben – in Delmenhorst.
Schmuck aus „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“
Wer ein Faible für Fantasy-Filme und den darin vorkommenden Schmuck hat, kommt an Schumann Design nicht vorbei. Hier werden seit 1999 Fantasy-Schmuckstücke aller Art hergestellt, zu kaufen gibt es die begehrten Teile in der Bahnhofstraße. Jürgen Schumann stellt in Zusammenarbeit mit AOL Time Warner und Lizenzinhaber Oliver Nöll auch den Edelstahlschmuck zum bekannten Kino-Epos „Herr der Ringe“ her. Sogar Ketten, Ohrringe und Ringe aus „Der Hobbit“ sind nur bei Schumann Design zu bekommen. Doch damit nicht genug: Auch für die Kinofilme „Rubinrot“ und „Harry Potter“ hat Jürgen Schumann sich die Lizenzen gesichert und stellt den zugehörigen Schmuck her.
Kfz-Kennzeichen von Tönnjes
Auch wichtige Alltagsgegenstände werden in Delmenhorst produziert: Kfz-Kennzeichen. Seit 1960 ist das Unternehmen J. H. Tönnjes – das vorher auf Kork spezialisiert war – damit im Geschäft. Zunächst wurden die Kennzeichen aus Kunststoff hergestellt, ab 1962 dann aus Aluminium. In der Bundesrepublik gibt es rund 2.500 privatwirtschaftliche Prägereien, davon gehören rund 220 zu Tönnjes. Allerdings werden hier nicht nur Kennzeichen hergestellt, denn auch Kennzeichenhalter, Werbeschilder, Kunststoffspritzguss sowie Anlagen- und Maschinenbau gehören zu Tönnjes‘ Produktrepertoire.
Der Tatzino-Bär
Wer kennt ihn nicht, den Tatzino-Bären? An kaum einem Postkarten-Ständer kann man vorbeigehen, ohne dass er einen angrinst. Mit frechen Sprüchen wie „Wir sind nicht gestört, wir sind verhaltensoriginell“ hat er sich längst etabliert. Dass die lustigen Vorlagen für den Tatzino-Bären in Delmenhorst entstehen, wissen allerdings die wenigsten. Brigitte Döhren ist die Erfinderin des knuffigen Bären und modelliert zusammen mit ihrer Tochter die Vorlagen für Postkarten und andere Artikel aus Fimo-Knete. Ursprünglich brauchte sie die Knete für Charakterpuppen, die sie damals entwarf. Doch als sie bei der Firma aufgrund der großen Mengen, die sie benötigte, um einen Rabatt bat, schickte man ihr eine riesen Kiste mit Fimo in allen Farben, wie sie uns bei einem Besuch erzählt. „Ich musste das ja irgendwie verwerten“, erinnert sich Döhren. Zunächst modellierte sie Bären, die dann als „Mensch ärger dich nicht“-Figuren fungierten, auch die Spielbretter gestaltete sie selbst aus Ikea-Käsebrettern. Und das mit so viel Erfolg, dass sie es selbst kaum fassen konnte. So kam ihr Bruder vor sieben Jahren auf die Idee, eine Firma zu gründen. Seitdem knetet Brigitte Döhren als freie Mitarbeiterin und Lizenzgeberin in chaotisch-kreativer Atmosphäre – mittlerweile zusammen mit ihrer Tochter – Tatzino-Bären. „Ich schätze, ich habe bisher rund 700.000 Bären geknetet“, mutmaßt sie. „Und das sind alles Einzelstücke!“ Tatzino ist mittlerweile in ganz Deutschland bekannt und die Firma hat rund 15 Mitarbeiter. „Sein Geld damit zu verdienen, Leute zum Lachen zu bringen, ist super“, freut sich Döhren. Und bald kommt sogar eine weitere Figur dazu: „Die Meckerente ist neu, die ist saufrech“, verrät sie, „mir fehlte einer, der richtig frech ist. Ich konnte mich aber nicht damit anfreunden, dass es ein Tatzino-Bär ist“. Man darf also gespannt sein.
Wurst von Könecke
Prima Wurst? Da dürfte wohl von Könecke die Rede sein, denn Könecke produziert unter anderem verschiedenste Wurst-Aufschnitte, Pasteten und Streichwurst. Gegründet wurde das Unternehmen am 2. Januar 1929 von Schlachtermeister Karl Könecke im Bremer Stadtteil Walle, der Betriebsstandort wurde jedoch 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Erst 1949 konnte der Betrieb in Bremen-Sebaldsbrück wieder aufgenommen werden und durch den Kauf des Werks in Delmenhorst im Jahre 1990 wurden die Produktionskapazitäten erheblich erweitert. Der Produktionsstandort in Bremen wurde allerdings Ende 2012 geschlossen, sodass die prima Wurst von Könecke jetzt nur noch in Delmenhorst produziert wird.
Backwaren von CSM
CSM Deutschland, früher bekannt als Bakemark, ist in Deutschland der führende Hersteller von Produkten für Großverbraucher von Backwaren, außerdem beliefern sie Gastronomiebetriebe und Bäckereien mit zahlreichen Fertigprodukten. Zu den Marken, die sie vertreiben, gehören unter anderem Marguerite und Goldfrost. CSM hat in Deutschland zwei Produktionsstandorte, von denen einer in Delmenhorst ist. Hier werden zum Beispiel die „Baker & Baker“-Produkte hergestellt.