Lokaler Kampf für den Erdball: Klimaschutz in Delmenhorst
Die Welt braucht Veränderung, wenn die drohenden Gefahren für unseren Globus noch erfolgreich abgewendet werden sollen. Der Rat der Stadt Delmenhorst hat im Juli ein Klimaschutzkonzept verabschiedet. Das Ziel sind die Senkung von CO2- und Energieverbrauch im Rahmen der Ziele der Bundesregierung.
Klimaschutz, ist das nicht der Versuch, die tropische Regenwaldabholzung zu stoppen? Dass Klimaschutz eben nicht nur irgendwo in der weiten Welt passiert, sondern direkt vor der Haustür beginnen sollte, haben die Delmenhorster Ratspolitiker vor kurzem beschlossen. In ihrer Sitzung Ende Juli stimmten sie für die Umsetzung eines Klimaschutzkonzepts. Bereits im März 2011 hatte der Ausschuss für Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr beraten, dass ein solches Konzept auf den Weg gebracht werden sollte. In dem nun vorliegenden Konzept geht es darum, auf breiter Basis Treibhausgase einzusparen, die Energieeffizienz zu verbessern und eine stärkere Nutzung der Erneuerbaren Energien zu prüfen.
Ziele der Bundesregierung
Das besagte Konzept, dessen Erstellung im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative 2012 vom Bundesumweltministerium mit 38.000 Euro gefördert wurde, orientiert sich an einer von der Bundesregierung ausgegebenen Zielsetzung: Demnach sollen, so hat es der Bundestag bereits 2010 beschlossen, bis zum Jahr 2050 der CO2-Ausstoß um 80 bis 95 Prozent gesenkt werden.
Delmenhorst: Neun Prozent CO2-Zuwachs seit 1990
In Delmenhorst haben laut Klimaschutzkonzept die CO2- -Emissionen zwischen 1990 und 2011 um 9 Prozent zugenommen, was einem Zuwachs von 49.300 Tonnen entspricht. Mit je 30 Prozent bilden Strom und Gas die höchsten Emissionsanteile, gefolgt von Diesel, Benzin und Heizöl mit jeweils 12 Prozent. Die Wirtschaft ist demnach für 39 Prozent der Emissionen verantwortlich, Haushalte und Verkehr zu je 30 Prozent.
Mehr als 1.900 Gigawatt Energieverbauch
Laut Hauptbericht des Gutachtens betrug der Energieverbrauch in Delmenhorst 2011 insgesamt 1.907 Gigawattstunden und ist somit seit 1990 um 15 Prozent gestiegen. Ein hoher Anteil der Energieversorgung wird über Erdgas abgedeckt, aber auch vergleichsweise viel über Erdöl.
Verschiedene Schwerpunkte
Das Klimaschutzkonzept ist eingeteilt in die Bereiche Wirtschaft, Wohngebäude, kommunale Handlungsfelder und Energieversorgung, seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen, Energie, Verkehr, Industrie und Gebäude. Entsprechend war bei der Erstellung nicht nur die Stadtverwaltung mit im Boot, sondern auch Teilnehmer aus den Bereichen Wirtschaft/Gewerbe, Gesellschaft und Wissenschaft. Denn die Umsetzung der vielen Maßnahmen, die langfristig der Verbesserung dienen sollen, wird ein gesamtgesellschaftlicher Prozess in der Stadt werden.
Bestehende Konzepte berücksichtigt
Dementsprechend berücksichtigt das Klimaschutzkonzept auch bestehende Konzepte. So wird das ebenfalls jüngst auf den Weg gebrachte Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) berücksichtigt. Auch der Lärmaktionsplan, den die Stadtverwaltung im Rahmen der EU-Umgebungslärmrichtlinie 2001/49/EG derzeit auf den Weg bringt, wird ebenfalls bedacht. Und auch der Verkehrsentwicklungsplan (VEP), der ebenfalls zurzeit in Arbeit ist und noch in diesem Jahr abgeschlossen sein soll, wird insofern beachtet, als dass Klimaschutzaspekte darin noch mit aufgenommen werden.
Energiesparen heißt Kosten sparen
Neben dem Gewinn für die Umwelt zahlt sich die Senkung des Energieverbrauchs mittelfristig aber auch in barer Münze aus. So sagte Susanne Mittag, Vorsitzende des Umweltausschusses, in der Ratssitzung: „Wir sparen nicht nur CO2, sondern jede Menge Geld ein. Denn Energie, die man nicht nutzt, muss man nicht bezahlen.“
Kritik von den Grünen
Nicht weit genug geht derweil Grünen-Ratsfrau Marlis Düßmann das Konzept: Bereits 2009 habe sich ihre Fraktion um ein Klimaschutzkonzept bemüht. Sie kritisiert das vorliegende Ergebnis: „Es ist kein starkes Konzept.“ Düßmann hätte sich gewünscht, dass als Ziel der örtlichen Bemühungen nicht nur die Erfüllung der von der Bundesregierung angepeilten Werte gewesen wären. „Hat Delmenhorst keine eigenen Ziele?“, fragt sie. Statt der nun beauftragten Firma 4K hätten sich die Grüne-Ratsfrau eher für eine andere Firma ausgesprochen. Sie sagt: „Die Delmenhorster Verwaltung wollte ein preiswertes Konzept.“
Andere Kommunen schon weiter
„Ein Klimabeauftragter ist der nächste Schritt. Ganderkesee und Stuhr sind uns da weit voraus“, ist Düßmann überzeugt. Tatsächlich arbeitet die Stadt an einer Ausschreibung für einen Klimaschutzbeauftragten, der die Umsetzung des Konzepts begleiten soll. Und in der Tat haben Stuhr und Weyhe bereits im April 2012 ein umfangreiches Maßnahmenpaket für lokale Klimaschutzmaßnahmen erarbeitet, die Gemeinde Ganderkesee hat bereits 2011 ein Klimaschutzkonzept erstellen lassen. Doch Tatsache ist auch: für den Schutz der Umwelt ist es – bislang zumindest – nie zu spät.