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    Ibrahim Tuner: 40 Jahre Leidenschaft für Stahl

    Er ist eines der besten Beispiele gelungener Integration: Am 21. August feierte SPD-Ratsherr Ibrahim Tuner sein 40-jähriges Jubiläum bei den Stahlwerken in Bremen. In diesem Zusammenhang blickt das Deldorado auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.
     
    In den 60er Jahren, als noch die deutsche Nachkriegszeit boomte, gab es auf einmal mehr Arbeit als Arbeitsplätze. Eingeladen wurden damals zahlreiche junge Türken, die zunächst befristet als sogenannte Gastarbeiter willkommen waren. Doch Gastarbeiter sind sie schon lange nicht mehr, sie sind ein Teil dieser Gesellschaft, geprägt durch ihre Traditionen und Kultur. Ob Sprache, Essen oder Lebensart: Auch aus Delmenhorst sind sie nicht wegzudenken. Aus ihrer Heimat haben sie vieles mitgebracht, aber ebenso viel in der neuen Heimat geleistet. Einblicke in ein bewegtes Leben gibt Ibrahim Tuner. Der 64-jährige gebürtige Türke lebt seit 1973 in Delmenhorst, fast genauso lange ist er beim ehemaligen Klöckner-Stahlwerk beschäftigt.
     

    Fahrt in die Freiheit

    Als gelernter Textilarbeiter kam Tuner nach bestandenem Gesundheitscheck auf Einladung von Nordwolle im August 1973 von Istanbul nach Delmenhorst. Er übersetzt ein türkisches Sprichwort: „Das heißt so viel wie Fahrt in die Freiheit, so habe ich mich gefühlt.“ Und das, obwohl er seine Frau und die Kinder zunächst zurücklassen musste. Nur mit einem kleinen Koffer und wenigen Kleidungstücken war der damals 23-Jährige hier angekommen. Eigentlich war sein Aufenthalt nur für ein Jahr vorgesehen, doch er bekam eine Verlängerung für zwei Jahre. Schließlich wechselte er von „Wolle“ zum Klöckner-Konzern, der heute unter dem Namen ArcelorMittal Bremen zu den weltgrößten Stahlwerken zählt.
     

    „Klöckner hat mir alles gegeben“

    Mit einer schönen Anekdote blickt Tuner auf sein Bewerbungsgespräch zurück. Auf dem Weg dorthin hatte er versehentlich den falschen Bus genommen und kam zu spät: „Das war mein Glück. So konnte ich direkt an den türkischen Übersetzern vorbei zum Personalchef und wurde genommen“, erinnert er sich gerne. Was folgte, ist eine einzigartige Liebe zu seinem Arbeitgeber. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Egal wann ich krank war, man hat mir immer die Chance gegeben, mich auszukurieren“, schwärmt er. Auch einen langen Rehaufenthalt hat es damals gegeben. Tuner erinnert sich: „Klöckner hat sogar das Taxi für meine Frau bezahlt, damit sie mich besuchen konnte.“ Seit 1979 ist er nach diversen Tätigkeiten im Unternehmen Kranfahrer aus Leidenschaft: „Mir ist es wichtig, immer alles zu geben, ohne Motivation geht es nicht. Klöckner hat mir alles gegeben.“
     

    „Ich bin ein Menschenfreund“

    Der Kontakt zu Menschen sei Tuner wichtig und halte ihn jung. Sein Motto: Nicht zuschauen, sondern mitmachen. Der Weg in die Politik war also vorprogrammiert: „Früher hatten Migranten begrenzte Möglichkeiten, auch die Sprache war ein Hindernis“, erzählt er. Einen Dolmetscher habe er aber bis heute nicht gebraucht. Seit 1993 ist Tuner deutscher Staatsbürger und als SPD-Ratsherr in zahlreichen Ausschüssen zu finden. Angefangen hat alles mit seiner Gemeinwesenarbeit in Düsternort: „Das ist mein Zuhause. Wenn ich Menschen helfen kann, tue ich das – solange es machbar ist. Ich bin ein Menschenfreund“, betont er. Nach dem heftigen Beben in der Türkei im Jahr 1999 startete Tuner eine Spendenaktion für die Opfer und erhielt dabei volle Unterstützung vom Rathaus. Erst kürzlich hatte er mit der (GSG) dazu beigetragen, den Betroffenen der Brandkatastrophe in der Düsternortstraße schnell und unbürokratisch zu helfen.
     

    Anerkennung für politisches Engagement

    Für Tuners langjährige Parteizugehörigkeit hat ihn der SPD-Unterbezirk Delmenhorst in diesem Jahr geehrt. Auch die Hände der bekannten Bundespolitiker durfte er bereits schütteln: Um an der 150-Jahr-Feierlichkeiten seiner Partei teilzunehmen, war er mit seiner Frau im letzten Jahr eigens nach Leipzig gereist. Übrigens als einziger Vertreter aus Delmenhorst, wie Tuner versichert: „Es hat mich unheimlich stolz gemacht, das ist eine Anerkennung für meine politische Arbeit.“ Mit Frank-Walter Steinmeier habe er sogar einige Worte wechseln können: „Ich habe mit ihm über Themen wie Migration, Bildung und gesprochen.“ Sein politisches Engagement bleibt vermutlich ungebrochen.

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