Haus Coburg: Vom Arzthaus zum „Art-Haus“
In loser Folge möchte das Deldorado bedeutende Gebäude vorstellen. Vorzugsweise solche, die jeder kennt, aber über die man meist kaum etwas weiß. Folge 1: das Haus Coburg, in dem heute die Städtische Galerie untergebracht ist.
Sah die Familie von Dr. Hermann Coburg einst aus dem Fenster ihrer prächtigen Bürgervilla, bot sich ein Anblick ländlicher Natur und Industrie. „Im Osten, also hinter dem Haus, war weitläufiges Weideland und im Norden, gleich hinter dem Bahndamm, die Fabrikgebäude der Jute und Wolle“, erzählt Galerieleiterin Dr. Annett Reckert und zeigt dabei aus dem Fenster des Erkers der einstigen Familienvilla. Dr. Hermann Coburg arbeitete neben seiner Praxis, die sich im Erdgeschoss des Hauses befand, als Arzt im Wolle-Krankenhaus und als Fabrik-Arzt der Hanseatischen Jutespinnerei.
Eine moderne Bauweise
Angelehnt an den englischen Landhausstil, knüpft das Gebäude an den aufkeimenden Reformstil an, dem sich auch Architekt Heinz Stoffregen verpflichtet fühlte. Zweckmäßig und ohne den Protz der Gründerzeit sollte das Gebäude beschaffen sein. Die Bürgervilla befindet sich auf einem fast quadratischen Grundriss und ordnet sich mit dem L-förmigen Nebengebäude, der Remise, u-förmig um einen großzügigen Innenhof. „Jede Fassade wurde besonders gestaltet, es wurde dabei viel auf die Wünsche des Bauherren eingegangen“, sagt die Galerieleiterin. Die senkrechten Mauerblenden, die abwechslungsreichen Fenstergliederungen und der Erker verleihen der Bürgervilla Ausdruck. Die Dachgauben, Voluten und das akanthusgeschmückte Wappen der Coburgs lockern die schlichte Architektur barockartig auf.
Kunstsinnig seit jeher
Schon die Familie Coburg veranstaltete oft kulturelle Veranstaltungen in der eigenen Bürgervilla. Es folgte im Jahre 1961 die Eröffnung der Privatgalerie „pro arte“ in den Räumen der Villa, ehe 1973 das eindrucksvolle Anwesen von der Stadt Delmenhorst gekauft wurde. Ein Jahr später entwickelte es sich zum Ausstellungshaus. Im Sommer 2015 erhält die Villa einen neuen Anstrich, um wieder neu zu glänzen.
Zeitzeugen gesucht
Vielleicht war schon mal jemand Patient im Haus Coburg, hat als Kind im Garten der Villa gespielt oder hat noch Erinnerungen an die Vor- oder Nachkriegszeit? Jede kleine Information kann helfen, den historischen Hintergrund zu erweitern. Falls jemand solche Erinnerungen haben sollte, gerne einmal in der Städtischen Galerie Delmenhorst vorbeischauen.