Großer Preis von Delmenhorst
Manche sagen, die Delmenhorster Innenstadt sei so leer, dass man dort problemlos Auto fahren könnte. Aus dieser Not soll nun eine Tugend werden: Ein Formel-1-Rennen quer durch die sanierte Fußgängerzone soll noch in diesem Sommer neuen Schwung in die City bringen.
Mit dieser Idee, ein Formel-1-Rennen in der Delmenhorster Innenstadt zu realisieren, die am 1. April beim Stadtmarketing entwickelt wurde, werden zwei schon länger bestehende Wünsche gleichzeitig erfüllt. Zum einen wird die Innenstadt belebt – zumindest für ein Wochenende. Zum anderen wird die City für zwei Tage, wie es sich viele schon gewünscht haben, für Fahrzeuge geöffnet. Die Idee eines Formel-1-Stadtkurses in Delmenhorst ist eine Premiere in Deutschland, die aber, sollte die Veranstaltung ein Erfolg werden, bundesweit Nachahmer finden könnte. „Stadtkurse sind beliebt“, bestätigt Niki Lauda auf Nachfrage in Anspielung an den Monaco Grand Prix oder das für 2016 im Rennkalender vorgesehene Rennen im aserbaidschanischen Baku.
Grand Prix soll Wirtschaft ankurbeln
Besonders erfreut über das Motorsport-Event sind die örtlichen Gastronomen. Jola Münzenberg, Betreiberin von „Das Café“ im Haus Hohenböken, schmiedet bereits konkrete Pläne, Tische am Fenster mit Blick auf die Strecke zu Preisen ab 250 Euro zu vermieten. „Darin enthalten ist ein „Formel-1-Frühstück“ mit Champagner, Erdbeercarpaccio und Hummerkrabben“, sagt sie. Auch Vito Mandorino, Betreiber des italienischen Restaurants „Da Mimmo“, arbeitet bereits an einer exklusiven Menükarte für das Rennwochenende. Etliche Hausbesitzer und Mieter wollen zudem ihre direkt an der Strecke gelegenen Balkone und Fensterplätze in den oberen Etagen für das Rennwochenende vermieten.
Tribünen an der Strecke
Und wo sitzen die Zuschauer? Die Tribünen stehen auf dem Rathausplatz, in der Langen Straße an der Kurve in die Bahnhofstraße, der sogenannten Jensen-Kurve, sowie in der Kirchstraße (Fußgängerzone), wo die Rennwagen im zweiten Gang in die Bebelstraße abbiegen. Als einer der besten VIP-Zuschauerplätze gilt die LzO-Kurve, die Bahnhof- und Kirchstraße verbindet. Dachterrasse und Obergeschosse des Gebäudes versprechen einen exklusiven Blick auf das Renngeschehen. Der Rundkurs, bestehend aus fünf Rechts- und einer Linkskurve, endet mit der Hertiegeraden, ehe die Rennfahrer in der leichten Rechtskurve Start/Ziel passieren. Insgesamt sind 68 Runden zu fahren, bis der Sieger feststeht.
Kleiner Monaco-Tunnel in der Bebelstraße
Ein besonderes Highlight ist die Unterführung in der Bebelstraße, die das Hertie-Gebäude mit dem Parkhaus verbindet. „Das ist ein Tunnel, ähnlich wie in Monaco“, lobt Sportmoderator Kai Ebel. „Der Motor-Sound beim Beschleunigen wird dort gut zu hören sein.“
Granit, der perfekte Untergrund
Auch der Streckenbelag findet viele Freunde. „Der Untergrund ist perfekt”, lobt Rennlegende Niki Lauda. Auf telefonische Deldorado-Nachfrage sagt er: „Der Reiz der Strecke ergibt sich nicht nur aus der anspruchsvollen Streckenführung durch die Innenstadt, sondern auch aus dem ganz speziellen Untergrund. Auf der ganzen Welt fährst du über Beton, da ist es die richtige Entscheidung, endlich auch mal andere Bodenbeläge auszuprobieren. Der Delmenhorster Granit verspricht guten Grip und ist gleichzeitig reifenschonend.“
Marktbeschicker erlaubten Marktausfall
Der VIP-Bereich wird in der Markthalle eingerichtet, die Boxenanlage wird aus kurzzeitig angemieteten Fertiggaragen bestehen und auf dem Marktplatz errichtet. Damit die Teams keine Ölflecken auf dem Platz hinterlassen, wird der komplette Marktplatz mit Teppich ausgelegt. Schwieriger noch als die behördliche Genehmigung für das Event war es, die Delmenhorster Marktbeschicker mit ins Boot zu bekommen. Immerhin muss für das Event, das am zweiten Augustwochenende stattfindet, der samstägliche Markt aufgrund des Qualifyings ausfallen. Doch die Markthändler konnten herausverhandeln, dass sie exklusiv den VIP-Bereich und die Boxenteams mit Ananas, Weintrauben, Käse und anderen Marktspezialitäten beliefern dürfen. Auch der Blumenstrauß für den Sieger wird von einem Markthändler stammen. Also, Delmenhorst: Gib Gas!