Fusion von Klinikum und St.-Josef-Stift als Chance
Lange wurde nur darüber gesprochen, inzwischen macht die geplante Fusion von Klinikum und St. Josef-Stift konkrete Fortschritte. Was besonders Hoffnung macht: Nie war das Klima zwischen den beiden Krankenhaus-Geschäftsführern in der jüngeren Vergangenheit besser.
Lange wurde über die Fusion des Städtischen Klinikums mit dem katholischen St.-Josef-Stift nur geredet, inzwischen gibt es erste Ergebnisse. Mit einem Eckpunktepapier informierten die Geschäftsführer der beiden Delmenhorster Krankenhäuser, Sonja G. Drumm für das Klinikum und Thomas Breidenbach für das St. Josef-Stift, im Juli die Ratspolitik über das weitere Vorgehen. Und als die beiden Geschäftsführer Tage später die Presse in Kenntnis setzten, zeigten die beiden eine bis dahin nie gesehene Einigkeit. Diese Eintracht, die nun zwischen Sonja G. Drumm und Thomas Breidenbach herrscht, hätte man sich auch schon Jahre vorher gewünscht, als noch Teilzeit-Geschäftsführer Dr. Peter Stremmel das Zepter im Klinikum schwang. Auf das neue gute Verhältnis angesprochen, sagt Thomas Breidenbach: „Es kann nur funktionieren, wenn sich die Geschäftsführer der beiden Häuser verstehen. Das ist hier der Fall.“
Fusion ist „alternativlos“
Und die Fusion scheint die einzige Perspektive für beide Häuser zu sein, eine Alternative sieht Thomas Breidenbach jedenfalls nicht. „Wenn wir mit einer anderen Klinik zusammengehen würden, hätten wir weiterhin das Problem, dass der Konkurrenzkampf vor Ort bestehen würde.“ Und auch das Land Niedersachsen würde mittelfristig aus Sparzwängen heraus nur ein Krankenhaus vor Ort akzeptieren.
Standortfrage vorerst ausgeklammert
Die Standortfrage für das künftige gemeinsame Haus wurde vorerst ausgeklammert. Ein cleverer Schachzug, denn da damit zu rechnen ist, dass dieser Aspekt Emotionen hervorruft, befassen sich die Verantwortlichen erst einmal mit anderen Themen. Dass einer der beiden Partner die Fusion dazu nutzt, den anderen auszubooten, steht übrigens nicht zu befürchten. Sobald beide Häuser in die gemeinsame Dachgesellschaft eintreten, gibt es rechtlich kein Zurück mehr. Das haben beide Geschäftsführer bereits bekräftigt.
Arbeitsplätze sollen erhalten, sogar ausgebaut werden
Stets geht mit einer Fusion auch die Angst um den Arbeitsplatz um. Bleibt der eigene Job erhalten, wenn es zur Zusammenlegung mit dem anderen Krankenhaus kommt? Doch Thomas Breidenbach und Sonja G. Drumm denken nicht an den Abbau von Kapazitäten. Breidenbach bekräftigt: „Die Arbeitsplätze werden durch die Fusion gesichert. Denn die Frage ist doch: Können beide Krankenhäuser selbständig überleben? Das müssen wir verneinen.“ Und er fährt fort: Ich bin nicht an einem Arbeitsplatzabbau interessiert.“ Es sei heute schwer, gute Ärzte oder Pflegepersonal zu bekommen. Sonja G. Drumm sieht ebenfalls keinen Bedarf für Jobkürzungen. Aufgrund des Sanierungstarifvertrags darf das Haus bis 2016 ohnehin keine Jobs abbauen. Sie sagt: „Eine Fusion muss nicht Arbeitsplatzabbau bedeuten, es kann auch Aufbau bedeuten.“ Die bisherigen Tarifstrukturen und Versorgungsansprüche bleiben für die Mitarbeiter unter dem Dach der neu zu gründenden Holding erhalten – anders ausgedrückt: Finanziell ändert sich für sie nichts. Auch große Unterschiede zwischen den Mitarbeitern beider Häuser gebe es nicht. So sei die AVRCaritas, jene Richtlininen, die für die Bezahlung der St. Josef-Stifts-Mitarbeiter gelten, an den TVöD gekoppelt, wie Breidenbach erklärt.
Konfessionelle Unterschiede überbrückbar
Doch sind das katholische St. Josef-Stift und das kommunale Klinikum überhaupt problemlos zusammenlegbar? Gibt es keine konfessionellen Probleme? Thomas Breidenbach sagt: „Wir haben beide eine Kapelle, wir haben beide eine evangelische und katholische Krankenhausseelsorge. Soweit auseinander ist man nicht“. Und im Stift arbeiteten auch muslimische Mitarbeiter, sagt er. Bei ethisch problematischen Themen, wie etwa dem Abschalten der Maschinen bei unheilbar Kranken, solle künftig, wie jetzt bereits auch, eine Ethikkommission entscheiden. Als gemeinsame Wertegrundlage für das fusionierte Krankenhaus haben sich die beiden Geschäftsführer auf die Verfassung des Landes Niedersachsen verständigt.
Kräftige Unterstützung vom Land
Bereits im Herbst könnte es zur Gründung der neuen Holding-Gesellschaft kommen. Stadt und Stift sollen je 50 Prozent der Anteile daran halten. Das Land Niedersachsen hat ein großes Interesse an einer Fusion der beiden Häuser. Deshalb wird das Land auch kräftig in die Tasche greifen, um den Häusern ihr Zusammengehen zu erleichtern. Von insgesamt 120 Millionen Euro Fördergeldern soll die Delmenhorster Fusion über fünf bis sechs Jahre mit 50 Millionen Euro gefördert werden. Schriftlich haben das Drumm und Breidenbach zwar noch nicht erhalten, doch dass es so kommt, davon sind beide überzeugt. Die niedersächsische Sozialministerin habe dies bereits anklingen lassen: „Frau Rundt hat es in einer offiziellen Darstellung im Landtag vertont“, sagt Sonja G. Drumm.