Experimenteller Rock aus Delmenhorst: Retro Superdrive
Glühende Gitarren, schmetternde Drums und ein pulsierender Bass, dazu Synthies und Sound-Samples: Mit diesem Erfolgsrezept ist Retro Superdrive in der Region im Moment gut unterwegs. Das Deldorado stellt die Crossover-Band aus Delmenhorst.
Retro Superdrive in eine musikalische Schublade zu stecken, ist gar nicht so einfach. Die aus Delmenhorst stammenden Bandmitglieder beschreiben ihren Sound als experimentelle Rockmusik mit ausgedehnten Instrumentalparts und extravaganten Bühnenshows mit vielen Spezialeffekten. Seit 2007 besteht die Band, die sich aus Gitarrist und Sänger Oliver Borchers, dem Bassisten Jürgen Schönwälder und dem Schlagzeuger Oliver Palmen zusammensetzt. Es ist beinahe unmöglich, diese Band neben anderen einzuordnen. Und genau das versuchen Retro Superdrive auch zu vermeiden: ähnlich wie eine andere Band zu klingen.
Jam-Session und Improvisation
Die Songs von Retro Superdrive entstehen in Eigenregie, im Proberaum der Band in Moordeich. Kein Song der drei Musiker entwickelt sich dabei zwanghaft, sondern eher intuitiv und aus dem Bauch heraus. Regelmäßig ziehen sie sich dafür in ihre Hütte zurück und lassen ihrer Kreativität dort freien Lauf: „Wir jammen mindestens einmal pro Woche. Wir experimentieren viel und lassen die Leute daran teilhaben, indem wir unsere Proben online stellen“, erklärt Borchers. Zuletzt rockten die Über-40-Jährigen im August die Sommerfestbühne auf dem Rathausplatz: „Das war eine tolle Party, man wollte lokalen Bands eine Bühne bieten“, lobt er die Veranstaltung.
„Nu-Krautrock“
Die Instrumentierung bei Retro Superdrive ist weniger konventionell als bei Standard-Rockbands, einbezogen werden insbesondere Synthesizer, Laptops und Samples. Diese Merkmale weisen schon daraufhin, in welcher Tradition ihr bevorzugtes Genre steht. Die drei Musiker machen keinen Hehl daraus, stark vom deutschen Krautrock beeinflusst zu sein. Ende der 60er Jahre entstanden in Westdeutschland neue avantgardistische Bands, die stilistisch sehr eigenwillige Töne anschlugen. Der Genrebegriff Krautrock bezeichnet experimentelle, improvisationsfreudige Rockmusik. „Wir sehen uns als Vertreter des `Nu-Krautrock´, ohne stilistische Grenzen“, beschreibt Borchers die selbstkreierte Musikrichtung der Band. Die Performance auf der Bühne sei zwar spärlich, dafür werde die Musik häufig durch Videoprojektionen ergänzt.
Album in Arbeit
Neben einigen Auftritten in lokalen Örtlichkeiten wollen die drei Bandmitglieder in den kommenden Monaten ein erstes richtiges Studioalbum veröffentlichen, quasi ein Mix aus älteren Stücken und neueren Songs. „Das genießt jetzt erst mal oberste Priorität“, verrät Borchers und nennt auch schon seine persönlichen Anspieltipps der Band: „Wrong und Coles War sind meine Favoriten, aber auch 120 Lies ist einer meiner Lieblingssongs.“