„Eine große Familie!“
DELMENHORSTER SCHAUSTELLER
Ohne Karussells und Stände wären Jahr- und Weihnachtsmärkte undenkbar. Hinter diesen Attraktionen stehen Schaustellerfamilien – und viele von ihnen sind ihn Delmenhorst zu Hause.
„Delmenhorst ist eine Schausteller-Stadt“, sagt Gerhard Berger. Rund 25 Schaustellerfamilien haben hier ihren Wohnsitz, wie der 63-jährige Sprecher der hiesigen Schausteller zu berichten weiß. Neben den Bergers, die Berliner und Schmalzkuchen verkaufen, zählen hierzu beispielsweise die Familien Kutschenbauer, Löwenthal oder Coldewey.
Gutes Pflaster
Berger betont: Delmenhorst ist „ein gutes Pflaster“ für Schausteller. Die Stadt habe den Vorteil, dass sie im Norden zentral gelegen sei. Die Coldeweys, die das von zahlreichen Märkten bekannte „Eis wie Sahne“ anbieten, sind vor über 20 Jahren nach Delmenhorst gezogen. Damals waren vor allem pragmatische Gründe ausschlaggebend: Sie hätten ein Grundstück gefunden, das verkehrstechnisch günstig gelegen und wirtschaftlich interessant sei, erzählt Britta Coldewey. Die Bergers haben vor 45 Jahren ihren Sitz von Bremen nach Delmenhorst verlegt. „Ein Vorteil von Delmenhorst ist, dass es hier ziemlich familiär zugeht“, stellt Berger fest, nach dem Trubel der Weihnachtsmärkte und Volksfeste könne man sich hier gut zurückziehen. Dafür bleibt meist nur Zeit in den Monaten nach dem Ende der Weihnachtsmarktsaison und bevor Frühjahrsvolksfeste wie die Osterwiese ihre Tore öffnen. Viele Schaustellerfamilien, die Festplätze in der gesamten Republik bereisen, bekommen ihren festen Wohnsitz während der Saison kaum zu Gesicht. Da die Coldeweys – neben der einen oder anderen Kirmes in Nordrhein-Westfalen – vor allem auf Veranstaltungen und Volksfesten im norddeutschen Raum vertreten sind, können sie zumeist von Delmenhorst aus pendeln. Bei den Bergers, die im engeren Umkreis reisen, ist ebenfalls fast immer jemand zu Hause. Aber auch für diese beiden Schaustellerfamilien gilt, dass nur im Januar und Februar Zeit für eine längere Verschnaufpause ist, in der etwa die Wagen gewartet werden und der wohlverdiente Urlaub genommen werden kann.
Ein Familiengeschäft
Gerhard Berger beschreibt die Schaustellerbranche als „eine große Familie.“ Und diese große Familie besteht zu „80 Prozent“ aus Familienunternehmen, die oftmals auf eine lange Geschichte zurückblicken können. Denn häufig werden Schaustellerbetriebe von der einen Generation an die nächste weitergegeben. So reichen die Ursprünge der Firma Manke & Coldewey bis ins Jahr 1922 zurück, als die Gründer Albert und Heinrich Manke Eis aus dem Handkarren anboten. Sascha Berger hat sich, nachdem er Erfahrungen mit seinem eigenen Geschäft gesammelt hat, dazu entschieden, das Unternehmen seiner Familie in fünfter Generation zu übernehmen. Der 40-Jährige setzt damit eine Tradition fort, die sein Ururgroßvater im Jahr 1914 begründet hat.