Die ätzende Seite: Das Klettergerüst des Grauens
Das Klettergerüst in der City ist in die Kritik geraten. Denn der Spielturm mit Rutsche entpuppt sich als gemeine Kinderfalle, deren Benutzung für den Nachwuchs offenbar ein untragbar hohes Risiko birgt. Die Lösung kann nur lauten: Sperrung oder Abriss. Oder?
Weithin ist der silberne Turm von der Langen Straße aus sichtbar, um, ähnlich wie eine fleischfressende Pflanze, durch optische Reize seine Opfer anzuziehen. Unten locken farbliche Akzente in Gelb, Blau und Rot. Und haben die ahnungslosen Kleinen erst einmal den Fehler begangen, die Leiter zu erklimmen und die erste Plattform zu entern, spätestens dann schweben sie in allerhöchster Gefahr: Die Kinder könnten herunterfallen, Höhenangst bekommen oder durch die ungewohnten Kletteranstrengungen in Kombination mit der ungewohnten Höhe in Angstzustände geraten.
Das schwarze Loch als vermeintliche Rettung
Die einzige vermeintliche Rettung führt durch das große schwarze Loch. Hier allerdings lauert die größte Gefahr. Denn ein Kind hat sich schon beim Durchgleiten der gemeinen schwarzen Röhre die Nase gebrochen. Was empörte Eltern in der Facebookgruppe „Rund um den Kirchturm – aber nur bis zum Tellerrand“ auch postwendend kritisch kommentierten. Denn die Dunkelziffer kennt niemand.
Gerüste sind für Bauarbeiter
Es ist ein Skandal, dass ein Klettergerüst für Kinder überhaupt gebaut werden darf. Schon das Wort Gerüst weist auf die Gefahr hin. Gerüste sind für Bauarbeiter konzipierte Spezialkonstruktionen. Nur Menschen, die rückwärtsgehen können und die in der Lage sind, einen Purzelbaum zu schlagen oder eine ähnlich anspruchsvolle Ausbildung genossen haben, sollten sich daher auf ein Klettergerüst wagen. Für manches moderne Kind ist es indes viel zu gefährlich. Wo ist am Gerüst überhaupt der Home-Button? Und wie bedient man so ein Stahlmonstrum eigentlich, so ganz ohne Bildschirm? Ein „Appsturz“ von überforderten Nutzern scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein.
Kritik hinfortgewischt
Neulich hat ein Protestler durch das Hinterlassen eines Kothaufens auf der Rutsche seine Kritik klar kundgetan. Doch es half nichts. Unbarmherzig hat die Verwaltung die Kritik buchstäblich mit einem Lappen hinfortgewischt und den Spielbetrieb wieder freigegeben. Befürworter fadenscheiniger Argumente wie „Früher waren ähnliche oder gar anspruchsvollere Geräte doch Standard“ sollen hier keine Nahrung bekommen. Früher, früher, früher … Früher konnten Kinder Fotos auch nicht durch Wischgesten weiterblättern.
Den Turm sinnvoll nutzen
Für dringend nötige Sicherheitsmaßnahmen wie Fangzäune oder Rohrairbags ist es nun zu spät. Doch wie lange wollen die Verantwortlichen noch wegsehen? Es kann nur eine Lösung geben: die sofortige Sperrung! Stattdessen sollte der Kletterturm umfunktioniert werden zu einem soliden WLAN-Mast. So könnten die Kinder gefahrlos E-Sport betreiben, mit dem Fußballspiel „FIFA 15“ zum Beispiel. Ach ja, eins noch: Dieser Text kann Spuren von Humor und Ironie enthalten.