Der Letzte macht das Licht aus
KEREM KULTURKNEIPE: AUS NACH 25 JAHREN
Seit Oktober ist nach 25 Jahren an der Syker Straße endgültig Schluss: Nach vielen wilden Partys, gemütlichen Gesprächsrunden und mitreißenden Blues-Konzerten schloss Besitzer Ekrem Kurku die Türen der Kerem Kulturkneipe mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
„Eine Kneipe ist ein Ort der Kultur. Ein Ort, wo sich Kultur entwickelt. Wo Menschen sich treffen, diskutieren und Bier trinken“, schildert Kerem-Besitzer Ekrem Kurku seine ganz persönliche Kneipen-Philosophie. Zu genau so einem Ort der Kultur wollte er vor 25 Jahren das Kerem machen. Mit Erfolg: „Die Anerkennung ist da, ich denke, das Konzept ist angekommen“. Und in all den Jahren hat Ekrem Kurku im Kerem so einiges erlebt.
Eröffnung im Jahre 1988
Mit einem Konzert der White Trash Blues Band am 15. April 1988 wurde das Kerem lautstark eröffnet. Ein weiteres Highlight folgte am 9. September desselben Jahres: Damals boten die Säle der Deutschen Linoleum-Werke (DLW-Säle) Raum für Musik, Kunst und alternative Kultur. Als diese geschlossen werden sollten, fand eine große Demonstration statt, die im Kerem endete. Dort spielten elf Bands unter dem Motto „Ein Abend für die DLW-Säle“. Die Demonstration war leider ohne Erfolg, dafür kamen seitdem viele Bands ins Kerem: „Seit dieser Zeit hat jede Band in Delmenhorst die Möglichkeit, im Kerem Livemusik zu spielen“, erzählt Kurku.
Zahlreiche Highlights
In den 25 Jahren waren viele bekannte Gesichter zu Gast, darunter auch David Knopfler (einer der Gründer der Dire Straits) oder auch Jessy Martens (die ihr erstes Konzert im Kerem spielte und 2012 nicht nur den German Blues Award, sondern auch den Deutschen Rockpreis erhielt). Sogar Supertramp-Gitarrist Carl Verheyen stattete der kleinen Kneipe einen Besuch ab. Die Blues Company (eine deutsche Bluesband aus Osnabrück) spielte sogar ganze 26 Mal im Kerem. Ein weiteres Highlight fand am 20. April dieses Jahres statt, als die Kulturkneipe ihr 25-jähriges Jubiläum feierte: Zwölf Musiker, die alle international in der Blues-Szene sehr bekannt sind, traten an einem Abend im Kerem auf. Darunter Roberto Morbioli, Justina Lee Brown, Big Daddy Wilson und Michael van Merwyk.
Zukunft noch offen
Ekrem Kurku schätzt die Anzahl der Konzerte auf rund 1.300. Und habe er immer „hoch qualifiziertes“ Publikum gehabt, seine Gäste hätten sich gut mit Musik ausgekannt. Was sie aber vor allem ausgemacht habe, sei ihre Außergewöhnlichkeit gewesen: Laut Kurku reisten sie von überall an, es kamen sogar schon Finnen aus ihrer Heimat mit dem Taxi. Das ist nun alles vorbei, denn nachdem Ekrems Bruder Enver Kurku, Besitzer des Gebäudes und Gründer des Kerems, starb und dessen Sohn sein Erbe nicht antrat, musste das Gebäude zwangsversteigert werden – und der neue Besitzer wollte die Kulturkneipe nicht weiterführen. Das schließt die Neueröffnung des Kerems an einer anderen Stelle aber nicht aus: „Wenn es die Möglichkeit gibt, werde ich weitermachen. Ich kann mich nicht einfach von diesem Job trennen“, erzählt Kurku. Über die Verschnaufpause ist er aber trotzdem froh: „Ich freue mich erst mal über das, was wir geschafft haben – und ich freue mich auch über eine Pause.“