Der lange Weg zum bewegten Bild
ANGEDACHTES STREAMING DER STADTRATSSITZUNGEN
Eine Einführung neuer Technologien kann Kommunen vor Probleme stellen. Auch wenn Unterhaltungselektronik und Speicherplatz im Internet stetig günstiger werden, ist die Übertragung der Stadtratssitzungen ins Netz alles andere als ein Selbstläufer.
Schon im vergangenen Jahr hatten die Piraten den Vorschlag gemacht, die Stadtratssitzungen per Videokamera aufzunehmen und live ins Internet zu übertragen. Dies soll die Transparenz gegenüber den Bürgern erhöhen und dafür sorgen, dass Menschen, die nicht bei den Sitzungen dabei sein können, sie dennoch im Internet verfolgen können. Doch das Vorhaben scheint nicht allzu leicht zu realisieren zu sein, die Stadtverwaltung hat bereits mitgeteilt, dass hohe Anfangsinvestitionen und fehlendes Know-how in Sachen Video und Ton beim städtischen IT-Service für die Beauftragung eines externen Dienstleisters spreche.
Teuer: 10.000 Euro im Jahr
Nun ist die Stadtkasse, gelinde gesagt, leer. Doch wer in Zeiten von Myspace, YouTube oder Facebook glaubt, es kann doch nicht so aufwendig sein, sechs Ratssitzungen pro Jahr ins Internet zu streamen, wird sich wundern. Eine erste Anfrage der Stadt bei einem Dienstleister hat ergeben, dass er dafür pro Jahr 10.000 Euro verlangen würde. Das ist der städtischen Vorlage 13/75/001/BV für die zurückliegende Sitzung des Finanzausschusses zu entnehmen. Umgerechnet entspricht das 1.666 Euro pro Sitzung. Auch die Stadt Braunschweig und andere Städte setzen bei der Übertragung ihrer Ratssitzungen auf diesen Anbieter. Das Angebot beinhalte laut Frers die Produktion eines Livestreams, der über die städtische Internetseite www.delmenhorst.de abrufbar wäre. Der Anbieter überträgt laut Frers mit zwei Kamerazügen, einer mobilen Regie sowie dem benötigten Audioequipment. Doch in Zeiten knapper Kassen sind sechs Mal jährlich 1.666 Euro kein Pappenstiel. Und die Frage, die bleibt, ist, ob die Kosten für maximal ein paar Hundert Zuschauer die Kosten rechtfertigen.
Bislang nur ein Angebot
Doch muss es so teuer sein? Die Stadt betont auf Nachfrage, dass es sich um ein unverbindliches Angebot handele, eine „Markterkundung“ habe laut Timo Frers noch nicht stattgefunden. „Sofern der Rat eine Übertragung beschließt und entsprechende Mittel zur Verfügung stellt, würde der IT-Service diese Dienstleistung mit den Vorgaben des Rates ausschreiben.“ Generell gehen die Kommunen in Sachen Rats-TV unterschiedliche Wege. Während die Stadt Bonn die Übertragung selbst in die Hand genommen hat, haben die Ratsmitglieder in Bottrop eine finanzielle Obergrenze für ihren Dienstleister gesetzt und auch eingehalten: 5.000 Euro pro Jahr für sechs Sitzungen. Wie es in Delmenhorst ausgeht, bleibt abzuwarten, der Antrag wurde wegen Beratungsbedarf, wohl auch im Hinblick auf den noch zu beschießenden städtischen Haushalt, zurückgestellt.