Bürger für Bürger
BÜRGERSTIFTUNG: GROSSE HILFE MIT KLEINEM BUDGET
Im östlichen Teil der Langen Straße, am ehemaligen Volksbank-Gebäude, hängen die gelb-roten Werbeschriftzüge der Bürgerstiftung. Doch obwohl die Stiftung schon lange ihre Räume dort hat und wohl fast jeder den prägnanten Schriftzug kennt, wissen nur wenige, was sich dahinter verbirgt.
Wie so vieles schwappte auch die Idee einer Bürgerstiftung aus den USA nach Deutschland herüber. „1917 gründete sich in Cleveland die erste“, erklärt Jürgen Schulz, Schatzmeister im Vorstand der Delmenhorster Bürgerstiftung. Der Hintergrund: Amerikaner mögen gewöhnlich keine Zwangsabgaben und bevorzugen eher freiwilliges soziales Engagement. Erst 1996 kam es in Deutschland, in Gütersloh, zur Gründung der ersten Bürgerstiftung. „Im November 2003 saßen acht Delmenhorster in der Kneipe zusammen“, erläutert Mitgründer Schulz die hiesigen, späteren Anfänge. Doch der Einfall zur Gründung war keine Schnapsidee: Schulz‘ Motivation und auch die der Mitstreiter war: „Wir wollten etwas tun, weil keiner mehr was tut.“ Im November 2004 war es so weit, die Stiftung wurde offiziell mit einem Kapital von 80.000 Euro gegründet. Mittlerweile ist es auf 114.500 Euro angewachsen. Doch das Stammkapital ist unantastbar, laut Satzung darf der Vorstand lediglich von den Kapitalerträgen Projekte bestreiten. Bei den derzeit mageren Zinsen kommt natürlich nicht viel zusammen. Durch Unterstützung vom Land Niedersachsen für die stiftungseigene Freiwilligenagentur hat die Stiftung laut Schulz ein Budget von rund 20.000 Euro im Jahr. Durch einen Stand mit Glücksradaktion auf dem Kartoffelfest oder Benefizkonzerte versucht die Stiftung, weitere Gelder zu akquirieren.
Ehrenamtliche Paten helfen
Die Projekte der Stiftung sind vielfältiger Natur. Oft profitieren von ihnen schulschwache Kinder oder solche aus sozial schwachen Familien. „Man muss früh ansetzen“, sagt Schulz dazu. Sogenannte Schulpatenschaften beispielsweise ermöglichen, Kinder aus sozial schwachen Familien mit Schulmaterial wie Heften oder vernünftigen Farbkästen auszustatten. „Denn warum sollen Kinder gleich zur Einschulung benachteiligt sein?“ Neben diesem – finanziellen – Engagement opfern rund 120 Ehrenamtliche in der Freiwilligenagentur der Stiftung Teile ihrer Freizeit und gehen in Schulen oder Seniorenheime. Allein 78 Lesepaten arbeiten an 13 Delmenhorster Schulen mit leseschwachen Kindern der Klasse 1 bis 8.
Kinder mit Wissen füttern
Neben Kooperationen mit den Musikschulen gibt es auch spezielle Projekte, wie zum Beispiele die praxisnahe Vermittlung von Wissen über Flugzeuge in der Astrid-Lindgren-Schule durch einen Techniker aus der Luftfahrtbranche. „Wir müssen die Kinder mit Wissen füttern, sie sind wissbegierig“, findet Schulz. Doch auch an die Älteren wird gedacht. Erst kürzlich hat es einen Seniorenmalkurs gegeben. Weitere Infos finden Interessierte unter www.delmenhorster-buergerstiftung.de