Blitzschnell den Schalter umlegen
COMEDIAN SASCHA KORF ÜBER NEGATIVGEFÜHLE VOR AUFTRITTEN
Ist ein Comedian auch privat stets ein Spaßvogel? Wohl kaum. Doch was passiert, wenn ein Komiker kurz vor seinem Auftritt mies drauf ist? Das Deldorado wollte es wissen und befragte Sascha Korf zu diesem Thema. Er war vor Kurzem bei Capitonis Comedy Club in der Divarena zu Gast und ist im November erneut in Delmenhorst.
Sascha, dein Programm heißt „Wer zuletzt lacht, denkt zu langsam“. Setzt Lachen einen gewissen Intellekt voraus?
Nein, keinen Intellekt in dem Sinne, aber ein Gefühl für Humor. Es gibt Leute, die haben ein solches Gefühl, die lachen dann sehr schnell. Und dann gibt’s Leute, die alles hinterfragen, die lachen später. Wenn sie den Witz verstanden haben, fragen sie sich: Ist der auch politisch korrekt und darf ich drüber lachen? Es ist ein schöner Titel für mein Programm, weil ich auf der Bühne sehr schnell agiere. Wer als Letztes lacht, der ist zu langsam, für den bin ich zu schnell.
Wie ist es, auf die Bühne zu gehen und lustig zu sein, wenn man vielleicht gerade selbst etwas Trauriges erlebt hat?
Ich glaube, dass ich das inzwischen abstellen kann. Wenn ich auf die Bühne gehe, habe ich vor jedem Auftritt bestimmte Rituale, damit ich mich auf die Situation einlassen kann. Ich habe vier bestimmte Songs, die laufen vor meinem Programm. Wenn ich die vier Lieder in der Reihenfolge höre, kann ich mich langsam reindenken in den Auftritt. In den ersten zehn Minuten mache ich reine Interaktion mit dem Publikum. Das heißt, ich unterhalte mich nur mit den Leuten, dabei gerät der eigene Alltag in den Hintergrund, weil man sich ganz auf das Publikum einlässt. Sollte allerdings ein Tag so sein, dass irgendetwas Schlimmes passiert ist, vielleicht in meinem Freundeskreis oder in meiner Familie, würde ich nicht auf die Bühne gehen. Man sollte nur dann auftreten, wenn man die Verantwortung für den Abend auch tragen kann.
Können die Zuschauer merken, ob ein Comedian bei einem Auftritt innerlich nicht so gut drauf ist?
Ja, sofort!
Wie äußert sich das?
Wenn der Künstler fahrig wirkt oder die Spritzigkeit nicht hat, die er sonst hat. Wenn man den Künstler gar nicht kennt und zum ersten Mal sieht, kann man das nicht einschätzen. Aber wenn man bei jemandem häufiger war, kriegt man das, glaube ich, mit.
Du machst ja auch Improvisationskomik. Wie schwierig ist es, von einer auf die andere Sekunde den Schalter umzulegen?
Eigentlich gar nicht. Ich denke nicht groß nach, ich mache einfach. Weil ich eine faule Sau bin und nie Lust hatte, den Text zu lernen, habe ich viel Improvisation gemacht. Ich kann inzwischen raufgehen, den Schalter komplett umlegen und mich zu 100 Prozent in diesen Abend und in diesen Moment werfen. Das klappt total gut. Dadurch habe ich meinen Kopf total frei. Und wenn ich den Kopf total frei habe, kann ich einfach drauflosimprovisieren, komme, was wolle.