Auf nach Berlin!
BUNDESTAGSKANDIDATEN STELLEN SICH VOR
Im September stehen wieder Bundestagswahlen an. Ob idealistisch, machthungrig oder aus Leidenschaft – viel wird von den Politikern behauptet und versprochen, um nach Berlin zu gelangen. Das Deldorado hat sich daher die Kandidaten, die den Wahlkreis 28 Delmenhorst – Wesermarsch – Oldenburg-Land in der Hauptstadt vertreten wollen, einmal genauer angeschaut.
Susanne Mittag, SPD
54 Jahre, Delmenhorst, Polizeibeamtin
Für Susanne Mittag zählt das Wir und das bezieht sich auf viele gesellschaftliche Bereiche. „Eine Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn das Miteinander auch wirklich gelebt wird“, sagt sie. Politik müsse dafür die richtigen Weichen stellen, zum Beispiel bei Mindestlohn, guten Bildungschancen für alle oder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mittag möchte nach Berlin, um selbst aktiv mitzugestalten, denn „Themen, die uns hier bewegen, hängen oft eng mit Entscheidungen auf Bundesebene zusammen.“ Zudem setze die Bundespolitik den finanziellen Rahmen. Ihre Schwerpunkte: „Alles, was in Delmenhorst und den Landkreisen Wesermarsch und Oldenburg von Belang ist und noch sein wird.“ Ein offenes Ohr für die unterschiedlichsten Belange der Menschen sei daher selbstverständlich. Nur so könne sie erfahren, was zu tun sei.
Astrid Grotelüschen, CDU
48, Alhorn, Diplom-Ökotrophologin
„Ich bewerbe mich nach 2009 wieder um das Bundestagsmandat, weil ich unseren Wahlkreis nach vorne bringen will“, sagt Astrid Grotelüschen. Sie möchte ihr praktisches Wissen als berufstätige Mutter, engagierte Kommunalpolitikerin und Unternehmerin in Berlin einsetzen. „Ich stehe für eine stärkere Anerkennung der in der Familie geleisteten Arbeit ein“, ergänzt Grotelüschen, der wichtig ist, dass Eltern mit guten Kinderbetreuungs- und Bildungsangeboten unterstützt werden. Auch für Senioren würden gute Konzepte vor Ort für Pflege- und Ärzteversorgung gebraucht. Als Unternehmerin stehe sie zudem, neben soliden Finanzen, für die Umsetzung der sozialen Marktwirtschaft ein. Deshalb seien vernünftige Rahmenbedingungen für Familienbetriebe genauso wichtig wie eine gerechte, tarifliche Entlohnung der Arbeitnehmer.
Dragos Pancescu, Bündnis 90/Die Grünen
45 Jahre, Brake, IT-Unternehmer
„Ich möchte eine sachorientierte Politik der klaren Worte machen, dabei gut zuhören und auf die Probleme der Menschen eingehen, eben das, was zur Zeit in der Politik Mangelware ist“, sagt Dragos Pancescu, stellvertretender Bürgermeister von Brake und Kreisvorstand der Grünen. Als Kommunalpolitiker – Pancescu ist Ratsmitglied und Kreistagsabgeordneter im Landkreis Wesermarsch – kenne er die Belange der Menschen vor Ort. „Ich habe nicht vor, nach Berlin zu ziehen, sondern möchte möglichst viel Zeit im Wahlkreis bei den Menschen verbringen“, so Pancescu, der verheiratet ist und vor Kurzem Adoptivvater eines jungen Kriegsflüchtlings aus Afghanistan wurde. Schwerpunktmäßig einsetzen möchte sich der grüne Politiker für sozialen Ausgleich/Chancengerechtigkeit, Energiewende in Bürgerhand und eine nachhaltige Landwirtschaft.
Angelika Brunkhorst, FDP
57 Jahre, Harpstedt, Diplom-Sozialwissenschaftlerin
Seit gut zehn Jahren ist Angelika Brunkhorst Mitglied des Deutschen Bundestags und dort in erster Linie für Energiepolitik, Naturschutz, Bildungs- und Forschungspolitik zuständig. Die breit gefächerte politische Erfahrung möchte die Sozialwissenschaftlerin weiterhin in den politischen Diskurs für die Region einbringen. „Politik muss sich aus meiner Sicht heute den gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen stellen, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben. Das bedeutet zum Beispiel, eine Stadtentwicklungspolitik voranzubringen, die der älteren Generation im Wohnungsangebot, in der medizinischen Versorgung und im kulturellen Bereich passgenaue Angebote macht“, sagt sie. Zudem setzt sich Brunkhorst für die weitere Stärkung des Mittelstands ein, um wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand zu sichern.
Thomas Bartsch, Die Linke
52 Jahre, Nordenham, Fluggerätbauer
Thomas Bartsch fordert soziale Gerechtigkeit in Deutschland. Dazu gehöre ein Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde, eine sanktionsfreie Mindestsicherung statt Hartz IV und eine Mindestrente von 1.050 Euro sowie eine höhere Besteuerung von großen Einkommen und Vermögen. Daher sagt er: „Ich vertrete eine Umverteilungspolitik von oben nach unten im Interesse der Bedürfnisse der Menschen in unserem Land.“ Darüber hinaus steht er für eine konsequente Friedenspolitik und lehnt jegliche Auslandseinsätze und Rüstungsproduktion und -geschäfte ab. Der 52-jährige Fluggerätbauer aus Nordenham möchte die Finanzkraft der Kommunen und die wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu verbessern. Zudem will er sich für bezahlbare Preise für Energie und Miete sowie eine deutlich verstärkte Bürgerbeteiligung einsetzen.
Arnold Hansen, Freie Wähler
57 Jahre, Ganderkesee, Pensionär
Christian Pothin, Alternative für Deutschland
47, Wildeshausen, Goldschmied
„Ich bin ein ganz normaler Mensch, der sich um seine Zukunft und die unserer Kinder Sorgen macht“, beschreibt sich Christian Pothin selbst und sagt weiter: „Es muss ja nicht immer ein Berufspolitiker sein, der etwas verändern will.“ Der gelernte Goldschmied aus Wildeshausen möchte sich in Berlin für die Belange der Bürger und für eine Politik der Wahrheit einsetzen. Entsprechend befürwortet er Volksabstimmungen und eine ehrlichere und transparentere EU-Politik. Zu seinem Schwerpunkt machen will er das Thema Integration, da diese in der Bundesrepublik Deutschland für ihn bisher eindeutig fehlgeschlagen sei. Diesbezügliche Probleme, wie die Entstehung sozialer Brennpunkte, würden von der Bundesregierung weitgehend ignoriert beziehungsweise auf die Kommunen abgewälzt. Das ist für Pothin so nicht mehr hinnehmbar.
Harry Kowitz,Bündnis 21/RRP
75, Ganderkesee, Rentner
„Grundsätzlich möchte ich eine bürgernahe Politik machen“, erklärt Harry Kowitz. Dabei ist es ihm wichtig, der Lobbypolitik Einhalt zu gebieten. Denn nach seiner Meinung kann es nicht sein, dass Drohungen aus Wirtschaft und Politik die Bürger immer einseitiger belasten. Auch der Hinweis auf zu wenig Geld im Haushalt greift für ihn nicht mehr, denn für viele Unsinnigkeiten und Steuervorteile sei durchaus Geld vorhanden. „Wir brauchen auch dringend Planungssicherheit für junge Familien“, ergänzt Kowitz. Dem gegenüber stünden aber Zeitarbeitsverträge, unvollständige Kinderbetreuungsangebote und der ständige Hinweis darauf, dass die jungen Leute von heute im Alter zum Sozialfall werden und deshalb privat vorsorgen sollen. Für ihn stellt sich die Frage, wovon? „Deshalb ist meine Politik nicht nur für Rentner!“