Wollepark-Zustände: Erste Reaktionen
Im Oktober haben wir bereits über die traurigen Zustände im Wollepark berichtet. Osteuropäische Armutsflüchtlinge, die dort unter schlimmen Zuständen leben, werden dort von verschiedenen Arbeitgebern ausgebeutet. Wenn sich dort nichts ändert, könnte ein rechtsfreier Raum drohen, befürchten Insider. Doch ein Vermieter will dagegen angehen. Und auch die Stadtwerke haben reagiert.
Ein Wollepark-Vermieter hat unseren Bericht über die Zustände gelesen und sich im Anschluss mit uns getroffen. Er bestätigt unsere Recherchen. Auch er kennt Vermieter, die sich am Elend ihrer Mieter bereichern. Und er sagt auch, dass es Vermieter gibt, die gar keine Kontrolle mehr darüber haben, wie viele Menschen eigentlich in ihrer Wohnung leben, ob fünf, zehn oder fünfzehn. Doch nicht nur die äußeren Umstände formen die örtlichen Zustände. Viele der Zugezogenen haben einen anderen Standard, was die Entsorgung von Abfall und Exkrementen angeht. Müll, der aus dem Fenster geworfen wird oder Exkremente im Treppenhaus sind keine Seltenheit.
Stadtmitarbeiter befürchtet Verschlimmerung
Bei der Stadt durfte zum Zeitpunkt unserer Anfrage außer der Pressestelle niemand mit uns sprechen. Doch hinter vorgehaltener Hand erfahren wir von einem Mitarbeiter, der es wissen muss: Im Wollepark wohnen –gemessen an der Gesamteinwohnerzahl inzwischen genauso viele Rumänen und Bulgaren in schlimmen Zuständen wie in Duisburg. Zudem gibt es Befürchtungen, dass im hinteren Bereich, in der Westfalenstraße, ein Finanzinvestor künftig systematisch noch mehr Armutsflüchtlinge oder Menschen ohne Einkommen anlocken könnte. Schon jetzt zahlt die Stadt für die Bewohner im Wollepark an Unterstützungsleitungen 300.000 Euro monatlich. Verteilt auf’s Jahr macht das 3,6 Millionen Euro. Der städtische Mitarbeiter, der mit uns spricht sagt, sagt, dass eine Trennung der vielen Bewohner eine Lösung sein könnte, um sie besser in die Gesellschaft zu integrieren und vor Ausbeutern zu schützen. Alternativ, so der Mitarbeiter, könnte auch ein Abbruch der betroffenen Häuser helfen, doch der ist derzeit aussichtslos.
Nebenkostenzahlungen direkt von den Mietern
Probleme gab es auch schon mehrere Male, weil das Geld für die Versorger nicht bei ihnen ankam. Zum Eklat kam es im vergangenen Juni. Damals standen die Stadtwerke knapp davor, das Wasser abzustellen. Denn das Geld dafür, das zwar von den Mietern an die Vermieter gezahlt worden war, wurde nicht weitergegeben. Die SWD-Gruppe änderte daraufhin ihr Verfahren: Etliche Mieter leiten seitdem das Geld selbst an die SWD-Gruppe weiter. Seither gibt es keine Probleme mehr. Der private Vermieter würde sich übrigens wünschen, dass es eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Stadt und den Vermietern gibt. Im Mai hatte sich Oberbürgermeister Axel Jahnz im Wahlkampf ein Bild von den Zuständen des Quartiers gemacht und zugesagt, sich darum zu kümmern. Herr Oberbürgermeister, packen Sie’s an!