Wer beseitigt den Parkunfall?
ZWEI JAHRE VERNÄSSTE GRAFT: NOCH IMMER KEINE LÖSUNG
Auch zwei Jahre nach Beobachtung der ersten Schäden ist in Sachen Graftrettung nicht viel passiert. Die Politik will die Sache nun selbst in die Hand nehmen – und die Verwaltung hat Bedenken gegen manche Lösungsvorschläge.
Sichtbar viel hat sich in der Graft in der Vergangenheit nicht getan. Okay, die Pumpen des Wasserwerks wurden wieder eingeschaltet und ein Oberflächenentwässerungskonzept wurde erarbeitet. Doch nach wie vor ist die wichtigste Frage nicht geklärt: Wie soll langfristig mit dem nach dem Abschalten des Wasserwerks gestiegenen Grundwasserspiegel umgegangen werden? Einige Graftliebhaber würden gern das Wasserwerk wieder in Betrieb nehmen oder dort ein neues bauen. Doch glaubt man dem, was an führender Stelle hinter vorgehaltener in der Verwaltung dazu gesagt wird, ist es kaum möglich, für solch ein Vorhaben von der oberen Wasserbehörde eine Genehmigung zu bekommen. Denn Wasser gilt als ein sehr geschütztes Gut, wie ein Verwaltungsfachmann erläutert. Und mit dem Wasserwerk in Annenheide und dem langfristigen Liefervertrag mit dem OOWV gilt die Wasserversorgung für die Stadt als gesichert.
Neues Wasserwerk anscheinend keine Option
Zudem könnte die Stadt den Bau eines Wasserwerks ohne Fremdmittel finanziell kaum stemmen. Aller Voraussicht nach müssten die Bürger mittels höherer Gebühren an den Kosten beteiligt werden. Doch es dürfte schwierig werden, dies rechtlich so zu gestalten, dass kein Verbraucher erfolgreich dagegen klagen kann. Denn ein Recht auf einen niedrigen Grundwasserstand, zu dessen Zweck das Wasserwerk ja gebaut würde, gibt es nicht. Auch die Möglichkeit, das geförderte Wasser zur Weiterverarbeitung nach Annenheide zu pumpen, dürfte kaum einer realistischen Prüfung standhalten. Die Qualität des Trinkwassers aus den Graften litt stets an einem hohen Huminanteil, der das Wasser eingetrübt hat. Auch der Eisenanteil gilt als hoch. Keine guten Voraussetzungen für eine Weiternutzung.
Politik trifft sich
Die Politik indes, so ist dort zu hören, ist mit den bisherigen Planungen durch die Verwaltung nicht zufrieden. Ihr geht alles zu langsam. In einer gemeinsamen, nicht öffentlich tagenden Gruppe haben sich die Fraktionsspitzen daher zusammengesetzt, um eine Lösung zu erarbeiten. Die Verwaltung soll anschließend mit der Umsetzung beauftragt werden.
Bürger sehr engagiert
Derweil trägt zumindest das bürgerliche Engagement kleine Früchte. Das Bündnis „Rettet die Graft“ sammelt mithilfe des Verkaufs eines Kunstdrucks Geld ein, um den Wiederaufbau finanziell zu unterstützen. Und der Handballverein HSG will ebenfalls helfen, die Graft wieder aufzuforsten. Am 4. Mai soll es neben einer Schüler-Akademie zum Thema Klimaschutz eine symbolische Pflanzaktion von zwei Bäumen geben. Damit die nicht auch gleich wieder sterben, sollen sie an einer nicht von Nässe betroffenen Stelle gepflanzt werden.