Hunger, Hunger und noch mehr Hunger
SAFTFASTEN IM SELBSTVERSUCH
Die Zeit vor Ostern ist traditionell auch Fastenzeit. Viele verzichten in dieser Zeit auf Alkohol, Süßigkeiten oder andere kleine und große Laster. Unserer Reporterin Sandra Eichhorn jedoch reicht das nicht – sie versuchte sich im Saftfasten und verzichtete tagelang auf feste Nahrung.
Entschlacken? Entgiften? Die Psyche reinigen? Das klingt doch erstmal gut und kann ja nicht so schwer sein – dachte ich mir. Und da sich die Fastenzeit für so ein Vorhaben ideal eignet, habe ich das Projekt zusammen mit Heilpraktikerin und Inhaberin der Althea Praxis in Delmenhorst Diana Lüers in Angriff genommen. „Man sollte nur aus einer stabilen gesundheitlichen Lage heraus fasten“, erklärt sie mir. Bei Verdauungsstörungen oder einer Immunschwäche solle man lieber die Finger davon lassen. Bei gesunden Menschen aber lohnt es sich: „Am Ende hat man ein sauberes Gefühl im Körper, man schmeckt anders und das Hautbild ist geklärt“, erklärt Lüers.
Entlastungstage
Zunächst müssen zwei oder drei Entlastungstage eingelegt werden, an denen sich der Körper auf das Fasten einstellen kann. Um diese Tage kreativ zu nutzen – tierische Eiweiße und belastendes Essen sind verboten – entscheide ich mich für einen Besuch beim Inder und gönne mir eine leckere Ingwer-Knoblauch-Suppe mit etwas Reis. Nach dem Essen wird mir netterweise ein Mango-Schnaps auf den Tisch gestellt. Aber nein, ich lehne ab. Denn Alkohol und Zigaretten sind auch schon während des Entlastens tabu. Auch der Verzicht auf Kaffee am nächsten Morgen in der Redaktion wird mir noch zu schaffen machen… aber da muss ich jetzt durch.
Alles muss raus
Um den Hunger loszuwerden muss der Verdauungstrakt erst einmal leergefegt werden, also wage ich mich nach den Entlastungstagen an ein Glas „schmackhaftes“ Glaubersalz. Jetzt frage ich mich zum ersten Mal ernsthaft, wieso ich mir das antue. Mühsam schaffe ich es, innerhalb von 2 Stunden die Hälfte des ekligen Getränks zu trinken. Immerhin: Raus kommt es schneller als rein. Ab jetzt gibt es nur noch Obst- und Gemüsesäfte, Wasser, Tee und Gemüsebrühe.
3 Tage Hunger
Morgens fühle ich mich wie vom Zug überfahren und ich friere die ganze Zeit trotz dicken Winterpullis. Zu allem Überfluss muss ich im Zuge meiner Recherche zum Döner-Artikel in dieser Ausgabe auch einige Döner-Imbisse aufsuchen – purer Masochismus. Am nächsten Tag lässt der Hunger immer noch nicht nach. „Trinken Sie Tee mit Honig. Das hebt den Blutzuckerspiegel an“, rät mir Diana Lüers. So ganz will das aber auch nicht helfen. Dass mir das auf die Stimmung schlägt, bemerkt auch unser Redaktionsleiter: „Es ist interessant zu sehen, wie Hunger eine sonst so ausgeglichene Person verändern kann“, scherzt er. Oder war das doch kein Scherz? Auch am dritten Tag ist noch keine Besserung in Sicht.
Tag 4
Kaum zu glauben: Ich bin fit wie ein Turnschuh! Hunger und Müdigkeit sind wie weggeblasen, mir könnte es gar nicht besser gehen und ich stecke voller Energie. Jetzt könnte ich problemlos noch zwei Wochen durchhalten. Aber naja, man soll ja immer aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Endlich vorbei
Bei einer Freundin gönne ich mir einen saftigen Apfel. Meine ausgeprägten Magengeräusche bringen sie so zum Lachen, dass sie fast vom Stuhl fällt. Aber immerhin: Die Verdauung kommt wieder in die Gänge. In meinem Übermut wage ich mich abends schon an ein leckeres Gericht beim Italiener… das hätte ich jedoch lieber lassen und die Aufbautage ordnungsgemäß einhalten sollen: Die Bauchschmerzen dauern bis zum nächsten Tag an.